Buchtitel: Das DDR-Handbuch – Ihr Reiseführer durch ein untergegangenes Land Autor: Justinian Jampol Verlag: TASCHEN, November 2017
Umfang: Flexicover, in Leinen gebunden, Leseband, 16,5 x 24 cm, 816 Seiten
ISBN: 978-3-8365-6520-2 Preis: 29.99 Euro
Wie kriege ich jetzt die Überleitung von meiner Leidenschaft Kino zur ehemaligen DDR? Moment, so müsste es klappen…
Ich war sehr viele Jahre akkredierter Teilnehmer der Berlinale, so auch 1983:
Und just in diesem Jahr besuchte ich mit einer lieben Freundin Ost-Berlin, die Hauptstadt der DDR. Wobei es sich als größtes Problem darstellte, den Zwangsumtausch von 25 Mark vor Ort ausgeben zu müssen. Wir haben deswegen eine Milchbar leergefuttert:
Meine gesamten DDR-Kenntnisse beschränken sich also auf einen Tag in der Hauptstadt dieser Republik sowie auf eher unschöne Erfahrungen mit den Grenzwächtern auf den Transitstrecken… Die politischen Verhältnisse dieses einstigen Landes kann man Tonnen von Literatur entnehmen, doch wie sah der Alltag des kleinen Mannes (und der kleinen Frau…) im sogenannten Arbeiter- und Bauernstaat aus?
Daher hatte ich großes Interesse, als der TASCHEN-Verlag sein DDR-Handbuch ankündigte. Für den Inhalt des hochwertig aufgemachten Bandes zum unschlagbaren Preis hat man auf die umfangreichen Sammlungen eines speziellen Museums in Los Angeles (!) zurückgegriffen: The Wende Museum wurde 2002 gegründet und hat es sich unter Anderem zur Aufgabe gemacht, möglichst viele Artefakte aus der abgewickelten DDR zu archivieren und zu präsentieren.
Und dieses großartige designte Buch zeigt etwa 1 % der musealen Exponate, das sind immerhin weit über 2000 Dinge, Dokumente, Gegenstände, Fotos, Spielsachen, Waffen… Darunter Banales, Hässliches, Erstaunliches, Hübsches und Überraschendes. Aber auch viel Politisches und noch mehr Ideologisches.
Blättern wir den schweren Band mal auf: Nach einem kurzen Vorwort gefällt die Einleitung vom Museumsgründer Dr. Justinian A. Jampol. Diese Texte sind – wie auch der Rest des Buches – jeweils in deutscher und englischer Sprache verfasst.
Das DDR-Handbuch ist in acht Themenbereiche gegliedert, über deren Zuordnungen es sich natürlich diskutieren lässt:
- Essen, Trinken & Rauchen
- Zuhause
- Design & Mode
- Unterhaltung & Erholung
- Reise & Verkehrswesen
- Arbeit & Bildung
- Politik
- Bildersturm & Gegenkultur
Zu jedem Hauptkapitel und den jeweils 4 bis 20 Unterkapiteln gibt es eine kleine Einleitung, dann folgen die meist farbigen Abbildungen, die die Exponate datieren und erklären. Als wunderbares Beispiel sei hier die Beschreibung eines elektrischen vibrierenden Gerätes auf Seite 144 angeführt:
Massagegerät [Massage Set], Massinet 02, 1987 AKA Electric, VEB Elektroprojekt und Anlagenbau Berlin, 13 x 37,5 x 5 cm [5 ¼ x 14 ¾ x 2 in.]
Der ansprechenden Verpackung nach zu urteilen kann dieses Gerät sowohl zur Entspannung als auch für medizinische Zwecke verwendet werden. Die gesamte Bandbreite der Anwendungsmöglichkeiten ist nicht dokumentiert.
Zum Schluss finden wir die Biografien der Autoren und Fotografen, die dieses einzigartige Lexikon über die DDR (1949 – 1989) verfasst und gestaltet haben.
Das DDR-Handbuch ist ein faszinierendes, lehrreiches und unterhaltsames Kompendium und zugleich ein opulent illustrierter Reiseführer in ein Land, das es nicht mehr gibt. Klare Kaufempfehlung – nicht nur für Wessis und Ossis.
Weitere Bücher des TASCHEN-Verlages finden Sie in unserer Filmbibliothek:
Ups, ob ich daran erinnert werden möchte????
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Das Buch ist wirklich fantastisch!
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Laura Palmer ist tot seid 25 Jahren und ich möchte gerne daran erinnert werden da es mir gut ging in der DDR.
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