Buchtitel: David Bowie. The Man Who Fell to Earth
Autor: Paul Duncan Verlag: TASCHEN, Oktober 2017
Umfang: Hardcover, 14 x 19,5 cm, 480 Seiten, Lesebändchen
ISBN: ISBN 978-3-8365-6241-6 Preis: 14.99 Euro
Ein Beitrag von Julian Dax:
„Oh nein, nicht noch ein weiteres Buch über David Bowie!“ So oder ähnlich mag die Reaktion von so manchem Fan des im Januar 2016 gestorbenen und bereits zu Lebzeiten kultisch verehrten Musikers ausgefallen sein, als er von der Veröffentlichung dieses Buches zum ersten Mal gehört hat. Gab es bereits vor Bowies ebenso überraschendem wie viel zu frühem Ableben eine schier unüberschaubare Anzahl von mal mehr, mal weniger brauchbaren Biographien, Bildbänden und sonstigen Veröffentlichungen, stieg deren Zahl nach Bekanntwerden seines Todes noch um ein Vielfaches an.
Trotzdem – wenn man als Fan der ersten Stunde erst einmal das im Taschen-Verlag in gewohnter Qualität erschienene Buch David Bowie – The Man Who Fell To Earth in Händen gehalten und flüchtig durchgeblättert hat, führt der nächste Schritt direkt zur Ladenkasse, denn ein solches Buch über Bowie gab es bisher tatsächlich noch nicht. Auf insgesamt 479 Seiten findet man ganze 60 Seiten Text in Form eines Essays des Filmhistorikers Paul Duncan, in dem man alles Wissenswerte über die Entstehungs-geschichte von Nicholas Roegs Film The Man Who Fell To Earth aus dem Jahre 1976 erfährt, David Bowies erstem Auftritt als Filmschauspieler. Und wenn man in Betracht zieht, dass dieser Essay in drei Sprachen (Englisch, Deutsch, Französisch) abgedruckt ist, sind es insgesamt nur 20 Seiten Text!
Dennoch vermisst man keine Worte; die schier erdrückende Fülle an farbigen und schwarz-weißen Standbildern und Aufnahmen, die der offizielle Filmfotograf David James hinter den Kulissen schoss, sprechen quasi für sich und bieten sowohl dem Bowie-Fan als auch dem Filminteressierten faszinierende Einblicke in die Entstehung eines durch und durch ungewöhnlichen Filmes und der daran Beteiligten.
Wenn man ehrlich ist, muss man zugeben, dass man den Begriff „Kultfilm“ eigentlich nicht mehr hören kann, da mit ihm schon viel zu viel Schindluder getrieben worden ist. Während man sich bei Filmen, wie z.B. Casablanca oder Psycho weitgehend einig ist, dass sie diese Bezeichnung verdienen, soll es auch Menschen geben, die Til Schweigers Filmdebüt, der unsäglichen Klamotte Manta, Manta, bedenkenlos dieses Etikett verpassen…
Nicholas Roegs The Man Who Fell To Earth dagegen ist und bleibt ein Kultfilm. Basierend auf der gleichnamigen literarischen Vorlage von Walter Tevis, erzählt er die Geschichte eines Außerirdischen, der in menschlicher Gestalt unter dem Namen Thomas Jerome Newton von seinem aufgrund von Wassermangel sterbenden Planeten auf die Erde kommt, mit einigen bahnbrechenden Erfindungen enorm reich wird und schließlich in Alkoholismus und Wahnsinn endet. Schaut man sich den Film nach längerer Zeit wieder an – und das macht man nach dem Durchblättern des vorliegenden Buches nahezu automatisch, stellt man fest, wie visionär er nach wie vor aussieht, und das ganz ohne ausgeklügelte Spezialeffekte, wie erschreckend die Sequenz immer noch wirkt, in der sich Newton vor Mary Lou, dem unbedarften Zimmermädchen, das sich ih ihn verliebt hat, in seiner wirklichen Gestalt zeigt.
So funktioniert David Bowie – The Man Who Fell To Earth gleich in doppelter Hinsicht: Beim Betrachten der Bilder erinnert man sich an einen der ganz großen Künstler der vergangenen Jahrzehnte und wird gleichzeitig auf einen äußerst sehenswerten Film aufmerksam gemacht, den man unbedingt (wieder)sehen möchte.
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Als sie dann hier auf mein Profil gegangen ist, hatte sie Schwierigkeiten.
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Nur nebenbei bemerkt. Die Walter Trevis Version stammt aus dem Jahr 1963. Die gleiche Geschichte wurde 1925 schon von der Östereichischen Schriftstellerin Juliane Kay (Ernestine Baumann) geschrieben, die später diverse Drehbücher schrieb (u.a. Des Teufels General). In ihrem Roman, für den sie den Deutschen Jugendbuchpreis 1926 erhielt, landet ein Ausserirdischer, im Buch Herr Stern genannt :-), in der Umgebung von Potsdam, während des Kaiserreiches, in einem See und das Raumschiff versinkt. Einfach köstlich. Wie bei Trevis/Bowie versucht auch hier Herr Stern der Menschheit seine fortgeschrittene Technik nahezubringen mit ähnlichem Erfolg wie bei Trevis/Bowie. Das Buch gibt es im Netz günstig zu kaufen.
Juliane Kay – Abenteuer im Sommer – 1926 (grauenhaftes Buch-Cover).
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