River – The Timeloop Hotel

Land: Japan 2023  Regie: Junta Yamaguchi  Laufzeit: 86 min.  Mit: Riko Fujitani, Manami Honjô, Gôta Ishida, Yoshimasa Kondô, Shiori Kubo, Masahiro Kuroki, Kohei Morooka  Label: Busch Media  FSK: 12 – Ein Beitrag von Georgios Tsapanos

© Buschmedia

Film ist Manipulation von Zeit. Jahre vergehen im Vorübergehen. Die letzten 10 Sekunden vor einer Detonation dehnen sich zu langen Minuten. Wie wir spätestens seit „Und täglich grüßt das Murmeltier“ (1993) wissen, kann sich die Zeit immer und immer wieder wiederholen. Film ist der Angriff der Zeit auf die übrige Gegenwart. Nirgendwo sonst ist das möglich. Auch deshalb ist das Kino ein magischer Ort.

Es gibt keinen Filmemacher, der vom Diktat der Zeit und wie man es bricht, nicht fasziniert wäre; man denke an Christopher Nolan und seinen „Memento“ (2000), der rückwärts erzählt ist. Der Japaner Junta Yamaguchi scheint aber regelrecht besessen. 2020 debütierte er mit „Beyond the Infinite Two Minutes“. Auf einem Computermonitor können die Protagonisten sehen, was sich auf dem TV-Bildschirm in den nächsten zwei Minuten spiegeln wird, während der Bildschirm zeigt, was sich auf der Oberfläche des Monitors während der letzten zwei Minuten gespiegelt hat. Gibt es einen Anfang? Ein Ende? Ein faszinierender Film. 70 Minuten lang, in sieben zehn-Minuten-Takes aufgenommen, die wirken, als seien sie ein einziger.

2023 brachte er wieder in Zusammenarbeit mit Drehbuchautor Makato Ueda und seiner bezaubernden Hauptdarstellerin Riko Fujitani „River – The Timeloop Hotel“ heraus, wie es der Titel schon sagt, ein Zeitschleifenfilm. Wir sind im winterlichen Kibune, einem beschaulichen Dorf, in den die Zeit stehengeblieben zu sein scheint. Im örtlichen Hotel gehen die Angestellten ihrer Arbeit nach, die wenigen Gäste haben mehr Probeme als man denken würde. In einer ruhigen Minute schaut das Zimmermädchen Mikoto in den glucksenden Bach, der hinter dem Hotel vorbeifließt. Es ist 13 Uhr 56 Minuten und 20 Sekunden.

Fortan werden Mikoto, Kamera (wenn auch immer in wechselnden Aufnahmewinkeln) und Handlung alle zwei Minuten an diesen Bach zurückkehren und die Handlung immer wieder von neuem beginnen, um um 13 Uhr 58 und 20 Sekunden wieder an diesem Ursprung zu landen. Natürlich erinnert das an das „Murmeltier“, ist aber doch ganz anders. Hier sind sich alle der Zeitschleife bewusst und können sich an das erinnern, was bisher geschah. Deshalb steht nicht die Wiederkehr des ewig Gleichen im Mittelpunkt, sondern die Variationen, die in diesen 120 Sekunden möglich sind. So gelingt es Regisseur Yamaguchi und Drehbuchautor Ueda selbst innerhalb dieser Zeitschleife und in durchgängigen Zwei-Minuten-Takes eine Geschichte zu erzählen und die Handlung bis zu ihrer Auflösung (leider der schwächste Moment des Films) voranzutreiben, was ein weiteres Paradoxon in sich ist.

Wer Gedankenexperimente mag, wird „River – The Timeloop Hotel“ lieben. Einmal mehr ist es der Busch Media Group zu danken, diesen mehr als sehenswerten Film in Deutschland dem Festivalzirkus zu entreißen und einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Auch die De-Luxe-Mediabook-Behandlung ist hier absolut gerechtfertigt. Das Schönste: Bei Busch gibt es auch Yamaguchis Erstling in der Mediabook-Ausstattung. Unbedingte Guckempfehlung. Doppelt.

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