Geruchsfilme

In der Geschichte des Films hat es einige Versuche gegeben, die Wirkung von Filmeffekten bei bestimmten Szenen durch begleitende Gerüche zu verstärken bzw. zu dramatisieren. Aber letztendlich blieben all diese Verfahren relativ erfolglos und scheiterten hauptsächlich an der Tatsache, daß sich ein spezifischer Geruch nicht rechtzeitig vor dem Einsatz des Nächsten beseitigen lässt!

Ein paar lose Fakten zum Riechfilm:

Bei der Aufführung von The Broadway Melody (1929) wurden zum ersten Mal Duftstoffe im Kino eingesetzt, als zum Höhepunkt des Films künstliches Aroma von Orangenblüten in den Zuschauerrraum geleitet wurde.

Zum Dokumentarstreifen The Great Walls of China (1959) wurde ein eigenes Verfahren enwickelt, das AromaRama. Hierbei wurden die verschiedenen Düfte über die Klimaanlage des Kinos eingeleitet.

Im Jahre 1960 wurde von Mike Todd ein ähnliches Verfahren ersonnen, das Glorious-Smell-O-Vision-System. Über 50 verschiedene Gerüche, die sich in konzentrierter Form in unter Hochdruck stehenden Metall-Ampullen befanden, wurden durch Plastikröhren zu den einzelnen Sitzen geleitet. Gesteuert wurde die Anlage durch ein kompliziertes Kontrollsystem, die Auslösesignale für die einzelnen Düfte befanden sich auf dem Film, der also neben der üblichen Tonspur auch noch eine “Geruchsspur” hatte. Doch miese Synchronisation des Systems und verschiedene Versuche, die einzelnen Gerüche durch eine selbst geruchlose Chemikalie zu neutralisieren, erzielten ein ziemliches Durcheinander und endlose Verwirrung bei den gebeutelten Zuschauern!
Der einzige Film in diesem Verfahren, The Scent of Mystery, lief 1960 auch nur in ganzen drei amerikanischen Städten und wurde ein finanzielles Desaster.

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ODORAMA-Karte in englischer Sprache

Bei dem Film Polyester (1981) von John Waters wurde das ODORAMA-Verfahren benutzt: Alle Duftstoffe befanden sich auf einer Pappkarte, auf der die aktiven Stellen durchnumeriert waren und die der Zuschauer an der Kasse erhielt. Erschien dann im Film selber auf der Leinwand eine Zahl, wurde auf der Karte gerubbelt, wodurch sich der spezifische Geruch freisetzte. Ich war selber in dem Film drinnen und es war ein Heidenspaß, als jemand im Film seine Schuhe auszog oder an der Tankstelle etwas Benzin verschüttete.

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ODORAMA-Karte in deutscher Sprache

Erwähnenswert bleibt  noch die Tatsache, daß beim Beate Uhse-Filmverleih 1984 an einem neuen Geruchsverfahren entwickelt wurde. In den einschlägigen Filmtheatern, die ja recht früh schon mit Dolby-Stereo-Ton arbeiteten, sollten laut damaliger Pressemitteilung in Zukunft ergänzende (!) Düfte versprüht werden und sogar die Kinositze im Takt der Handlung (?) bewegt werden…

1989: In Paris lief  Luc Bessons Le Grand Bleu/Im Rausch der Tiefe mit Meeresgeruch.

2001 lief der Duftfilm One Day Diet in München. Mit einem mobilen Duftgerät namens Sniffman blies man den Kinobesuchern verschiedene Gerüche in die Nase.

Im Frühjahr 2008 wurden die Säle in manchen CinemaxX-Kinos zum Trailer von 27 Dresses beduftet.

Am 3. Mai 2012 startete Spy Kids – Alle Zeit der Welt in deutschen Kinos, zum Film von Robert Rodriguez gibt es eine Rubbelkarte mit acht Duft-Feldern, das Verfahren nennt sich hier Aroma-Scope:

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Eine Antwort zu Geruchsfilme

  1. Wolfram Hannemann schreibt:

    Erwähnenswert evtl. noch die Tatsache, dass es sich bei SCENT OF MYSTERY (der auch unter dem Titel HOLIDAY IN SPAIN vermarktet wurde) um einen 70mm-Film handelte. Das Geruchssystem wurde nicht von Michael Todd ersonnen, sondern von Todd Jr., seinem Sohn. 2015 wurde die restaurierte Digitalfassung des Films beim Widescreen Weekend in Bradford, UK, gezeigt – inklusive vieler Duftnoten. Diese wurden in Form von Parfümfläschchen an das Publikum ausgehändigt. Anhand von auf der Bühne gezeigten Nummern mussten die Fläschchen dann „aktiviert“ werden.

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