The Beekeeper

Land: USA 2024  Laufzeit: 105 min.  Regie: David Ayer  MitMinnie Driver, Phylicia Rashad, Jeremy Irons, Jason Statham, Josh Hutcherson  Label: Leonine  FSK: 18 – Ein Beitrag von Georgios Tsapanos

© Leonine

Das letzte Mal, als im Kino ein Bienenzüchter prominent ins Bild gesetzt wurde, war das Marcello Mastroianni in Theo Angelopoulos „Der Bienenzüchter“ (1986) und eine sehr künstlerische, transzendentale Angelegenheit. Wenn der Bienenzüchter aber von Jason Statham gespielt wird und der aussieht, als würde er mehr Zeit in der Muckibude verbringen als bei unseren schwarz-gelben Freunden, weiß man, dass der nun folgende Film namens „The Beekeeper“ (2024) ungefähr so viel mit der Kunst der Honigproduktion zu tun haben wird wie, sagen wir, „The Bricklayer“ (2023) mit dem ehrbaren Maurerhandwerk.

Allerdings ist „The Beekeeper“ der ungleich effektivere Film, weil er weniger will, weniger Umstände macht und dadurch weit mehr erreicht. Nehmen wir unseren Helden Adam Clay. Eine Chiffre als Avatar für unsere geheimsten Wünsche, unsere gerechtesten Rachefantasien. Wir wissen nichts über ihn außer diesem Namen, dass er mal ein supergeheimer Spezialagent für eine supergeheime Spezialagentur gewesen ist und über nicht endende Ressourcen verfügt. Mehr müssen, mehr wollen wir gar nicht wissen. Nur eines noch vielleicht: Er wird dafür sorgen, dass den Bösen die Freude an ihrem bösen Tun gründlich vergehen wird.

Auch die Exposition tupft „The Beekeeper“ mit minimalistischen, schnellen Strichen auf die Leinwand. Adam hat eine Freundin, Eloise. Die macht den Fehler, auf eine Phishing Mail zu antworten und ist wenige Minuten später nicht nur ihr gesamtes Vermögen los, sondern auch 2.000.000 $, die ihr anvertraut wurden. Die Täter sitzen in einem schicken Call-Center und feiern ihren Erfolg. Eloise aber nimmt sich das Leben. Die Polizei ist machtlos. Wo das Recht versagt, braucht es eine Ein-Mann-Armee, eine Naturgewalt wie den Beekeeper, um der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen.

Und weil die Macher des Films wissen, dass die Lust dem Untergang des Bösen beizuwohnen umso größer wird, je größer das Böse selbst ist, wird es nicht nur von der genretypischen anonymen Multimillionendollarfirma verkörpert, sondern auch von Top-Schauspielern wie Taylor James, Josh Hutcherson als durchgeknallter Vizepräsident der Datenkrake und Sohn der US-Präsidentin sowie ganz oben Jeremy Irons als Ex-CIA-Chef. Sie alle sind verachtenswerte, ekelerregende Subjekte, deren Tage auf Gottes Erdboden mit Grund gezählt sind.

Faschistoider als hier wird es in diesem Filmjahr wahrscheinlich nicht mehr werden. Vielleicht wollen uns die Macher des Films daran erinnern, wie verführerisch einfach es ist, der Vorstellung zu erliegen, Recht und Gerechtigkeit selbst in die Hand zu nehmen, aber sehr wahrscheinlich ist das nicht. Dazu wird das formelle Recht (verkörpert durch das FBI in einer in jeder Beziehung vernachlässigbaren Nebenhandlung) als zu inkompetent dargestellt und unser Held geht mit seinen Vertretern nicht viel weniger zimperlich um als mit den nominellen Bösewichten.

Natürlich kann man das alles nicht ernst nehmen. Regisseur David Ayer und Drehbuchautor Kurt Wimmer haben viele Filme verantwortet, die ernst genommen werden wollten. Hier geben sie ihrem Unterbewusstsein Zucker und appellieren an die niedersten Instinkte des Publikums. Ihr Adam Clay kennt beim Töten ebenso wenig Skrupel wie die Computerverbrecher beim Ausrauben ihrer Opfer. Lehnen Sie sich zurück, flüstern Ayer und Wimmer dem Publikum ins Ohr, genießen Sie die Show und vertrauen Sie uns. Es wird Ihr Schaden nicht sein.

Sollte Donald Trump im November diesen Jahres erneut zum Präsidenten der USA gewählt werden, wird „The Beekeeper“ in künftige kultursoziologische Abhandlungen Eingang finden, als ein Film, der die Rückkehr des Trumpismus vorweggenommen hat. Adam Clays (Adam Clay? Adam, aus Lehm geboren) mit alttestamentarischer Gewalt geführte Schlacht, den Sumpf auszutrocknen, endet nicht zufällig im Weißen Haus.

Dieser Beitrag wurde unter Action abgelegt und mit , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..