Nochmal ein Blick zurück ins analoge Kino, als Ergänzung zu diesem Artikel:
Wenn die Filmkopie mittwochs durch den Filmspediteur angeliefert wurde, musste sie für den Folgetag gerichtet oder aufgezogen werden. Das heißt, die einzelnen Akte (600 Meter = 18 Minuten) wurden aus der Büchse oder dem Karton geholt, hintereinander geklebt und auf einen Filmteller aufgespult. Hier das prinzipielle Schema dieses Vorgangs:
Heute wollen wir uns die Verwendung der Klebepresse mal genauer ansehen:
Kommen wir zum eigentlichen Vorgang, dem Zusammenkleben von 35 mm-Film:
Ach ja, um zum Titel dieses Beitrages zurückzukehren: Wenn der Film im Kino seine Spielzeit beendet hatte, musste er vor dem Transport ins Kopienlager oder zum Nachspieler wieder versandfertig gemacht werden.
In der Sprache der Vorführer nannte man das Trennen oder Abziehen.
Die Theorie sah so aus: Die Klebefolie wird runtergeprokelt und die Akte dann wieder mit den Start- und Stoppbändern verklebt. Die Akte kommen dann in die Dosen oder Kartons.
Die Praxis war aber anders: Aus Bequemlichkeit und aus Zeitmangel wurden die Klebestellen zwischen den Akten meist einfach rausgeschnitten, die Akte wurden dann auch nicht mit den Start/Stoppbändern verklebt, sondern diese einfach zusammen mit dem Akt in die Dose getan.
Was zur Folge hatte, dass die Filme immer kürzer wurden!
In den 80/90er Jahren, als die Kinos noch viel Repertoire spielten, fehlten pro Akt schlimmstenfalls je Vorspieler 2 (oder 4) Einzelbilder, was dann beim Aktwechsel (alle 18 Min oder 600 Meter) etwas holperte 😉.
Wenn ein Film also 20 x gekoppelt und getrennt wurde, konnten 20 x 2 Bilder = 40 Bilder, also knapp 2 Sekunden Handlung fehlen…
Ein Beispiel einer derart brachial herausgeschnittenen Klebestelle (der Aktwechsel mit 2 noch verklebten Einzelbildern):
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Der alten, analogen Bildqualität muss man nicht unbedingt nachtrauern. In Schärfe und Brillanz hat die Digitalisierung einen Quantensprung an Qualität gebracht. Aber trotzdem hat das Holprige und Unperfekte bei der Vorführung einer zerkratzten und vielfach geflickten 35mm Kopie ihren ganz speziellen Charme. Warten wir’s ab: In wenigen Jahren wird es 35mm Klassiker-Vorstellungen als Specal-Kult-Events geben, wie heute schon die Rocky Horror Picture Show oder die Blues Brothers. Glücklich dann die Kinos, die ihre alten Projektoren nicht entsorgt haben…
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Und jetzt bringt Tarantino seinen neuen Film zuerst als 70 mm-Kopie in die Kinos. Das sind in Deutschland nur noch ganz wenig Kinos, die dieses Format überhaupt spielen können…
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