Der Nachname

Land: Deutschland 2022  Regie: Sönke Wortmann  Laufzeit: 87 min.  Mit: Christoph Maria Herbst, Caroline Peters, Justus von Dohnányi, Florian David Fitz, Janina Uhse, Iris Berben LabelConstantin  VÖ: 23.4.2023  FSK: 0 – Ein Beitrag von Georgios Tsapanos

© Constantin

Ist das noch filmhistorische Provenienzforschung oder bereits kulturelle Aneignung? „Der Vorname“ war zuallererst ein französisches Theaterstück aus der Feder von Alexandre de La Patellière und Matthieu Delaporte. Dann, 2012, haben die beiden daraus ein Drehbuch gemacht und den dazugehörigen Film gleich selbst inszeniert. Dieses Drehbuch wurde dann von Claudius Pläging und Alexander Dydyna ins deutsche adaptiert und von Sönke Wortmann 2018 inszeniert.

Zack. Über eine Million Zuschauer wollten sehen, wie sich eine Familie, getriggert über eine vermeintlich geschmacklose Vornamenswahl („Adolf“), nach allen Regeln des Theaterboulevards gegenseitig die Karten legt. Da jagt ein Skelett im Schrank das nächste und ein Bonmot kreuzt mit dem zweiten die Klinge.

So etwas funktioniert natürlich nur wenn man Darsteller und Regie zur Hand hat, die wissen, dass es bei einem solchen Schlagabtausch vor allem auf drei Dinge ankommt: Timing. Timing. Timing. „Der Vorname“ hat Christoph Maria Herbst, Caroline Peters, Florian David Fitz, Janina Uhse, Justus von Dohnányi und last but not least Iris Berben. Noch Fragen?

Kein Wunder eigentlich, dass Sönke Wortmann und Claudius Pläging aus dem selben Brunnen noch ein weiteres Mal schöpfen wollten. Also schrieb man um das deutsche Personal des französischen Stücks einen zweiten Teil des Films, der aber statt in der Enge des Eigenheims auf Lanzarote spielt.

Ergebnis: „Der Nachname“. Wie es sich für einen erfolgsorientierten zweiten Teil gehört, muss man den ersten nicht gesehen haben. Sicherheitshalber wird der in drei Minuten zu Beginn nochmal referiert, wobei es nicht unbedingt für „Der Vorname“ spricht, dass er sich in drei Minuten abschließend referieren lässt.

Ansonsten ist „Der Nachname“ klassisch mehr vom selben. Der Ausgangskonflikt – im „Nachnamen“ geht es um den Umstand, dass Iris Berben nach der Hochzeit den Nachnamen ihres Stiefsohnes/Ehemannes Justus von Dohnányi angenommen hat – ist einmal mehr nicht abendfüllend. Folglich werden ein paar Familiengeheimnisse mehr ausgegraben und Fragen des Kinder haben, wollen, nicht wollen und erziehen drängen prominent in den Vordergrund.

Die Darstellerriege gibt wieder verlässlich ihr Bestes, wird dieses Mal aber vom Drehbuch ein wenig im Stich gelassen. Es gibt einfach deutlich weniger One-Liner, die wirklich sitzen (worunter vor allem Herbst und Peters Figuren leiden). Außerdem weicht der Sarkasmus hier einem am Ende wirklich lästigen Moralisieren. Und die Weite und Entspanntheit Lanzarotes, nimmt viel von Druck und Dringlichkeit weg, die die Wohnung im ersten Teil noch zusätzlich auf das redende Personal entfaltete.

Dennoch ist „Der Nachname“ immer noch angenehme Unterhaltung. Und wer denkt, das sei einfach, sollte Regisseur Sönke Wortmann lieber nicht unter die Augen kommen.

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