Frantz

Land: Frankreich/Deutschland 2016
Laufzeit: 114 min
Regie: Francois Ozon
Mit: Paula Beer, Pierre Niney, Ernst Stötzner, Marie Gruber, Johann von Bülow, Anton von Lucke, Cyrielle Clair, Alice de Lencquesaing, Rainer Egger
Kinostart: 20.10.2016

Ein Beitrag von Julian Dax:

frantz-plakat

© X-Verleih

Mit FRANTZ, seinem mittlerweile 16. Spielfilm, belegt Francois Ozon erneut seinen Ruf als einer der originellsten und innovativsten Filmemacher unseres Nachbarlandes. Der 49jährige französische Regisseur und Drehbuchautor hat von Anfang an keinen Hehl aus seiner Bewunderung für Rainer Werner Fassbinder gemacht, dessen Theaterstück „Tropfen auf heiße Steine“ er denn auch konsequenterweise als Vorlage für sein Spielfilmdebüt im Jahre 2000 adaptierte. Filme wie z.B. „Die Zeit, die bleibt“, „Rückkehr ans Meer“ oder „Eine neue Freundin“ zementierten in der Folgezeit weiterhin sein Talent als Geschichtenerzähler und vor allem genauer Beobachter der menschlichen Psyche, vor allem angesichts beinahe unlösbarer existenzieller Probleme.
Nun also FRANTZ, sein erster Film, der sich mit den Folgen des Ersten Weltkriegs beschäftigt. Anna, eine junge Frau in einer deutschen Kleinstadt im Jahre 1919 – Paula Beer erhielt bei den diesjährigen Filmfestspielen in Venedig den Preis als beste Nachwuchsdarstellerin – besucht täglich das Grab ihres im Krieg gefallenen Verlobten Frantz. Dessen Eltern, die den Tod ihres einzigen Sohnes nicht verkraften, haben die Waise bei sich aufgenommen, um so indirekt noch eine lebende Erinnerung an ihn zu haben. Eines Tages begegnet Anna einem jungen Franzosen, Adrien, der ebenfalls Blumen auf das Grab von Frantz legt. Offensichtlich gibt es eine Verbindung zwischen den beiden Männern, die Paulas Neugier weckt und sie dazu bringt , den traurig wirkenden jungen Mann anzusprechen, um Näheres zu erfahren…

frantz

Wie fast immer in Ozons Filmen steht auch hier eine Frau im Mittelpunkt des Geschehens, die völlig unvorbereitet mit einer Wahrheit konfrontiert wird, die ihr bisheriges Leben in seinen Grundfesten erschüttert. Um weiterleben zu können, muss sie sich dieser Wahrheit stellen und ihre Situation von Grund auf überdenken und entsprechend reagieren, um aus ihrer Lebenskrise herauszufinden.

Francois Ozon hat mit FRANTZ seinen ersten Film in Schwarzweiß gedreht – einige Sequenzen, die als Rückblenden fungieren, sind in Farbe – denn er ist der Ansicht, dies verstärke paradoxerweise den Realismus und die Authentizität „da wir diese Zeit nur in Schwarzweiß kennen.“ In streng komponierten Tableaus und mit einer ruhig geführten Kamera entwickelt sich die zu keinem Zeitpunkt vorhersehbare Handlung, die dem Zuschauer die Gelegenheit bietet, in die Zeit einzutauchen und zu verstehen, welch schrecklichen Opfer dieser Krieg, den die Franzosen bis zum heutigen Tag als La Grande Guerre bezeichnen, auf beiden Seiten gefordert hat. Mit Hilfe von absolut überzeugenden Darstellern, selbst in kleinen Rollen, folgt man einer äußerst anrührenden, jedoch niemals kitschigen Geschichte, die als Appell verstanden werden kann, dass Mitgefühl, Vergebung und Menschlichkeit die Grundvoraussetzung darstellen, will man sich als Mensch von traumatischen Erschütterungen befreien und ein neues Leben anfangen.

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4 Antworten zu Frantz

  1. Morgen Luft schreibt:

    Schöne Kritik. Den werde ich definitiv noch sehen.

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  2. ivonni21 schreibt:

    Ich habe den Film auch auf dem Schirm, weil viele Szenen in meinem kleinen Städchen gedreht worden. Die Dreharbeiten vor einem Jahr haben wir paparazzimäßig begleitet 😉

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