Exorzismus 2.0

Originaltitel: The Cleansing Hour  Land: USA 2019  Regie: Damien LeVeck  Dauer: 91/95 min.  Mit: Ryan Guzman, Kyle Gallner, Alix Angelis, Daniel Hoffman-Gill  Label: Eurovideo  : 20.8.2020  FSK: 18 – Ein Beitrag von Julian Dax:

© Eurovideo

Als William Friedkin im Jahr 1973 mit Der Exorzist das Publikum weltweit zum Schreien brachte und dem Filmverleih gigantische Einnahmen bescherte, war es natürlich unausweichlich, dass eine ganze Masse thematisch ähnlicher Filme gedreht wurden, vor allem in Italien.
Ebenso unausweichlich war es auch, dass sie alle bei Weitem nicht die Klasse von Friedkins Schocker hatten und die katholische Kirche absolut nicht amüsiert war: Obwohl Exorzismen von eigens dafür ausgebildeten Priestern bis zum heutigen Tag praktiziert werden, wäre es den Kirchenfürsten viel lieber, dies würde im Verborgenen praktiziert.

In den letzten Jahren allerdings hatten eindeutig Zombies die Herrschaft über das Horror-Genre übernommen, von Dämonen besessene Menschen sah man kaum noch. Insofern kann man Exorzismus 2.0 (Originaltitel: The Cleansing Hour) durchaus als Rückbesinnung betrachten.

Pater Max (Ryan Guzman) und sein langjähriger Kumpel Drew (Kyle Gallner) haben eine Marktlücke entdeckt, mit der sie ahnungslosen Followern ihrer Website viel Geld aus der Tasche ziehen; während der falsche Priester – den man sich übrigens gut als männlichen Stripper vorstellen könnte – mit viel Brimborium angebliche Dämonen vor laufender Kamera exorziert und dafür professionelle Darsteller beschäftigt, sorgt Drew für die notwendigen technischen Voraussetzungen und Spezialeffekte. Nach getaner Arbeit bieten sie ihren Abonnenten dann auch noch entsprechende Paraphernalien an, wie z.B. vom Papst gesegnete Laken und verdienen nicht schlecht daran.

Doch als eines Tages die engagierte Schauspielerin nicht am Drehort erscheint und Drew seine Verlobte Lane (Alix Angelis) bittet, sie als professionelle Darstellerin, die gerade eine Rolle in einem Zombiefilm (!) mit Gerald Butler ergattert hat, möge doch einspringen, geraten die Dinge ziemlich außer Kontrolle; ein ebenso echter wie extrem angepisster Dämon ergreift von Lane Besitz und zwingt die Betrüger vor laufender Kamera, ihre Missetaten zu gestehen. Und dabei ist er ganz und gar nicht zimperlich…

Eines muss man Regisseur Damien LeVeck lassen: Von den zahlreichen direkt für den Heimgebrauch billigst produzierten Horrorfilmen, die absolut nichts Neues bieten, ist Exorzismus 2.0 weit entfernt. Obwohl die gesamte Handlung praktisch nur in einem einzigen Raum spielt – lediglich unterbrochen von Szenen, in denen die Follower überall auf der Welt und deren Reaktionen auf die Ereignisse auf der Bildschirm eingeblendet werden – fällt Buch und Regie immer wieder ein neuer Dreh ein, um nicht nur auf der Stelle zu treten. Als besonders gelungen muss man dabei die Idee bezeichnen, dass der Dämon, der seine eigentliche Gestalt erst am Ende offenbart, einen äußerst makabren Sinn für Humor zu haben scheint. Und auch die Entscheidung, auf CGI zu verzichten und das Monster auf die gute alte Art zu generieren, wie man sie aus den Siebzigern kennt – mit viel Schleim, brechenden Knochen und riesigen Hörnern – wirkt heutzutage durchaus originell. Und das richtig fiese Ende kann man dann nur noch als den Zuckerguss auf der Torte betrachten.

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