Gemini Man

Land: USA 2019  Regie: Ang Lee  Laufzeit: 117 min.  Mit: Will Smith, Mary Elizabeth Winstead, Clive Owen, Douglas Hodge, Benedict Wong  Label: Universal : 12.2.2012  FSK: 12 – Ein Beitrag von Julian Dax:

© Universal Pictures Home Entertainment

 

Es gibt das Gerücht, das Drehbuch zu Gemini Man habe eine etwa 20jährige Odyssee hinter sich gebracht, als es endlich grünes Licht für die Verfilmung erhielt. Das muss zwar nicht, kann aber meistens doch bedeuten, dass man nicht so recht an die Qualität der Geschichte geglaubt hat.

Warum sich allerdings ausgerechnet ein respektabler Regisseur wie Ang Lee letztlich dieses Projektes annahm, verwundert dann doch.

Henry Brogan (Will Smith) ist ein Auftragskiller, der für eine ominöse Geheimdienstorganisation arbeitet. Seine Aufgabe ist es, Terroristen und andere Bösewichte auszuschalten, und er ist so gut in dem, was er tut, dass er sogar jemanden aus weiter Entfernung erschießen kann, der sich in in einem schnell fahrenden Zug befindet. Doch als er bei diesem, seinem 72., Opfer erfährt, dass er einen Unschuldigen liquidiert hat, will er aus der Organisation aussteigen. Doch das ist in solchen Filmen natürlich nicht so einfach, vor allem, wenn der Gegenspieler solch ein Ekelpaket wie Clay Verris (Clive Owen, gelangweilt) ist. Sehr schnell muss Henry um sein Leben kämpfen, nur unterstützt von der ebenso intelligenten wie kampferprobten jungen Agentin Danny (Mary Elizabeth Winstead, immer ein Gewinn) und seinem alten Kumpel Baron (Benedict Wong, der nicht nur für Komik, sondern wohl auch für Zuschauer in China sorgen soll).

Vor allem muss Henry zu seinem Entsetzen feststellen, dass der auf ihn angesetzte Killer ein genaues Abbild seiner Selbst ist – nur wesentlich jünger und schneller…

Eine Bemerkung vorab: Als Gemini Man im Kino lief, wurde er angepriesen als „revolutionäres Filmemachen“ und „neueste Entwicklung auf dem Gebiet der Filmtechnik“. Das hängt mit einer neu entwickelten Kamera zusammen, die in der Lage ist, wesentlich mehr Bilder in der Sekunde zu filmen, was zu einer bisher noch nicht dagewesenen Schärfe und Brillianz führen soll. Allerdings soll es bei Kinovorführungen auch Zuschauer gegeben haben, die über Kopfschmerzen bzw. den Eindruck eines aufgeblasenen Computerspiels geklagt haben. Wie auch immer man das bewerten mag – bei der DVD-Auswertung fällt dieses Kriterium jedenfalls weg.

Was bleibt, ist ein mittelmäßig unterhaltsamer, unterdurchschnittlich intelligenter Action-Kracher mit gleich zwei Will Smiths in der Hauptrolle, einem echten und einem vollkommen im Rechner entstandenen. Auch wenn die erste Begegnung der beiden – eine spektakuläre Motorradjagd in Kolumbien und gleichzeitig der Action-Höhepunkt des Filmes – noch fesselt, verlaufen die weiteren Konfrontationen weit weniger aufregend; eine Schlägerei in den Katakomben von Budapest ist derart finster ausgeleuchtet und zudem fahrig geschnitten, dass man gar nicht so recht unterscheiden kann, wer da gerade wen vermöbelt. Vor allem erstaunt jedoch, warum Henry so lange braucht, um zu erkennen, dass er es mit seinem jüngeren Ich zu tun hat.

Dieser „unechte“ Will Smith sieht allerdings auch nicht ganz so aus wie der wirkliche aus dem Jahr 1993, denn aus irgendeinem Grund hat man ihm wesentlich ausgeprägtere Backenknochen verpasst, was ihn zwar „maskuliner“ erscheinen lässt, gleichzeitig aber auch den Eindruck von Künstlichkeit noch verstärkt.

Auch wenn man im Drehbuch noch gewisse Spurenelemente ernster Themen entdecken kann (Gefahren der Klontechnik, Verlust von Familie, moralische Bedenken bei der Beseitigung von Menschen), ist Ang Lee daran jedoch erstaunlicherweise nicht interessiert, und so folgt man dem ziemlich voraussehbaren Plot mit wachsender Ungeduld bis zum finalen Showdown, das dann noch eine weitere (wenig überraschende!) Überraschung bietet.

Ang Lee jedenfalls wäre zu wünschen, dass er sich auf seine wirklich tollen Filme wie Der Eissturm, Das Hochzeitsbankett oder Crouching Tiger, Hidden Dragon besinnt, bevor er noch einmal einen Actionfilm in Angriff nimmt, den die Welt nicht wirklich braucht.

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Eine Antwort zu Gemini Man

  1. Zack schreibt:

    Danke. Ich bereue es nicht, ihn nicht gesehen zu haben. Er wird auch nicht auf meiner Wunschliste stehen.

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