Ich gebe es hiermit zu, von 3-D-Brillen im Kino genervt zu sein!
Trotzdem ein paar Gedanken zum stereoskopischen Film im Lauf der Zeit: Die ersten Vertreter diese Gattung gab es im Kino in den Fünfzigern zu sehen, man wollte die fernsehbegeisterten Zuschauer halt wieder vor die Leinwände locken.
Das Grundprinzip ist bis heute dasselbe geblieben: Das Bild wird mit zwei parallel positionierten Kameras aufgenommen und im Kino muss man dann jedem Auge sein Bild wieder zugänglich machen…
Aber: Die 3-D-Spielfilme ab 2009 sind überwiegend nicht mit stereoskopischen Kameras gefilmt, sondern nachträglich am Computer nach 3-D konvertiert.
Das Anaglyphenverfahren war das erste Verfahren: Beide Bilder befanden sich auf dem Filmstreifen, mit einer Rot-Grün-Brille (oder anderen Komplementärfarben!) bekam der Zuschauer dann ein räumliches Bild zu sehen, das aber nicht farbig war.
Bekannte Filme aus dieser Zeit: Der Schrecken vom Amazonas und Gefahr aus dem Weltall – beide von Jack Arnold.
In den 80er Jahren setzte man auf linear polarisiertes Licht: Die Filter in der Brille ließen nur vertikal und nur horizontal polarisiertes Licht durch, vor das Objektiv mussten ebenfalls Polfilter montiert werden. Die beiden Bilder befanden sich übereinander auf dem Filmstreifen und wurden mit einer Zusatzoptik überlappend auf die Leinwand geworfen. Doppelbilder und Kopfschmerzen waren bei diesem Verfahren nicht ausgeschlossen. Die bekanntesten Filme dieser Zeit waren:
- Alles fliegt dir um die Ohren (18.12.1981)
- Das Geheimnis der vier Kronjuwelen (1982)
- Und wieder ist Freitag der 13.
- Amityville III
- Der weiße Hai 3D (9.12.1983):
Der Nachteil: Zur Reflexion von polarisiertem Licht muss die Leinwand mit Silber oder Aluminium beschichtet sein. Dadurch wird das Bild dunkler ;-(
Der Regisseur Robert Rodriguez brachte später nochmal Filme (2003: Mission 3D und 2005: Die Abenteuer von Sharkboy und Lavagirl in 3D) im Anaglyphen-verfahren ins Kino, dann war die analoge Zeit der Projektion aber vorbei…
Mit der Digitalisierung des Kinos hat man gleich mehrere neue 3-D-Verfahren eingeführt, die sich technisch unterscheiden und (natürlich!) nicht miteinander kompatibel sind:
1. SONY realD/MasterImage
Beide Verfahren arbeiten mit kreisförmig polarisiertem Licht und erfordern im Kino eine Silberleinwand. Dadurch wird das Bild etwas dunkler. Die Brillen enthalten zwei Polfilterfolien:
Die Brillen sind als Einwegmaterial konzipiert, wie die Müllberge in den CinemaxX-Kinos bezeugen. Dort muss man bei jedem 3-D-Film eine neue Brille kaufen (respektive bezahlen!), andere Kinos erlauben die Benutzung mitgebrachter Brillen.
Mein persönlicher Tipp: Für Brillenträger gibt es federleichte Aufclip-Filter:
Das MasterImage-Verfahren ist inzwischen kompatibel zu realD, die Brillen können also auch benutzt werden:
3-D-Brillen im Pilotendesign der 70er Jahre:
Die neue Brille aus dem Hause GetD:
2. Dolby 3D
Dieses Verfahren arbeitet mit wechselnden Interferenzfiltern (was ich technisch nicht begriffen habe…). Die schweren Brillen haben eher kleine Fensterchen mit leicht farbstichigen Farbfolien und werden meist gegen Pfand im Kino ausgegeben:
Eine neuere Version:
Dieses Modell hat einen RFID-Chip zur Diebstahlsicherung eingebaut:
3. XpanD
Das aufwändigste Verfahren arbeitet mit einer Shutterbrille, die abwechselnd das linke und rechte Auge verdunkelt. Durch die eingebaute Elektronik und die Batterie ist die Brille klobig und schwer – eine Tortur für Brillenträger.
Die Trennung der Einzelbilder ist besser als bei den anderen Verfahren, dafür ist das gesamte Bild nicht so hell, da stets ein Auge verdunkelt wird.
Wenn die Energie der Batterie nachlässt, fällt die Brille aus, manche Modelle weisen vorher durch Blinken darauf hin. Üblicherweise gibt es XPandD als Leihbrillen im Kino.
Übrigens: Kinobetreiber und Filmverleiher lieben 3-D-Filme, weil sich damit mehr Umsatz erzielen lässt…
Hey super dargestellt die Entwicklung der 3D Brille. Interessant zusehen, wie das früher war 🙂
Bin ja gespannt wie groß Virtual Reality wird, ich denke das wird das nächste große Ding 🙂
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