Der tödliche Freund

Land: USA 1980  Laufzeit: 90 min.  Regie: Wes Craven  Mit: Matthew Labyorteaux, Kristy Swanson, Michael Sharrett, Anne Ramsey  Label: Plaion  FSK: 16 – Ein Beitrag von Georgios Tsapanos

© Plaion

Die Regel geht so: Es gibt einen Wes Craven vor und einen nach „Nightmare on Elm Street“ (1984). Bedenkt man, dass danach „Scream“ (1996) folgte und zuvor „Hügel der blutigen Augen“ (1977) Cravens bekanntester Film war, könnte man geneigt sein zuzustimmen. Aber: Nach dem guten Freddy Krueger kam auch kompletter Unfug wie „Vampire in Brooklyn“ (1995) oder „My Soul to Take“ (2010).

Mit anderen Worten: Wes Cravens guter Ruf basiert im Grunde auf drei bemerkenswerten Filmen: „Nightmare on Elm Street“, „Freddy’s New Nightmare“ (1994) und eben „Scream“. Und auf einer erstaunlich großen Anzahl von Filmen, denen man ansieht, was aus ihnen hätte werden sollen, leider aber auch, dass das aus ihnen nicht geworden ist. Zum Beispiel: „Der tödliche Freund“ aus dem Jahr 1986.

Paul ist nicht nur neu in der Stadt, sondern auch ein frühes Genie in Sachen Computer und Roboter (nicht vergessen: der Film ist 38 Jahre alt). Sein Hauptaugenmerk gilt dem Versuch, seinem Roboter Bee Bee Leben einzuhauchen. Abgelenkt wird er durch das Antlitz der schönen Samantha, dem typische Mädchen von nebenan. Dann wird’s wild. Sowohl Bee Bee als auch Samantha segnen das Zeitliche. Paul ist am Boden zerstört.

Obwohl das Drehbuch von Bruce Joel Rubin stammt – das ist der Mann, der Adrian Lynes besten Film, „Jacob’s Ladder“ (1990), schrieb -, kann man sich denken, wie es nun weitergeht. Paul pflanzt Bee Bees Chips in Samanthas Körper. Und wer spätestens jetzt nicht an James Whales „Frankenstein“ (1931) und vor allem „Frankensteins Braut“ (1935) denkt, hat von der Geschichte des Horror-Films wirklich keinen Schimmer. Prompt verwandelt sich die liebliche Samantha in ein mörderisches Monster, das allen nach dem Leben trachtet, die ihr mal Böses wollten.

Rudimentär ist noch zu erkennen, was Craven und Rubin im Sinn hatten: Eine Parabel über den Horror, in den Reagan-Jahren jung zu sein und darüber, dass die eigentlichen Monster die Erwachsenen sind, die einem das Leben zur Hölle machen. Mehrere Dinge gerieten zwischen dem, was sein sollte und dem, was auf der Leinwand zu sehen war. Zum einen sind die Darsteller zwar alle bemüht, aber kaum einer gut. Auch technisch ist „Der tödliche Freund“ trotz des Altmeisters Philip H. Lathrop an der Kamera erstaunlich unterdurchschnittlich.

Und dann griffen auch noch die Produzenten ein, denen „Der tödliche Freund“ für einen Craven-Film zu unblutig geraten war. Ergebnis: Rubin musste nachschreiben, Craven musste nachdrehen und das Ergebnis hatte mit den ursprünglichen Absichten seiner Autoren nur noch so wenig gemein, dass Regisseur wie Drehbuchautor erklärten, „Der tödliche Freund“ sei nicht ihr Film. Wäre das nicht ein eigenes Festival wert? Filme, deren Produktionsgeschichte deutlich spannender ist als die Filme selbst es sind? „Der tödliche Freund“ wäre ein schöner Beitrag für die Mitternachtsvorstellung.

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