Cloudy Mountain

Land: China 2021  Laufzeit: 114 min.  Regie: Jun Li  Label: Plaion Pictures  : 27.4.2023  FSK: 12 – Ein Beitrag von Georgios Tsapanos:

© Plaion Pictures

Zur Abwechslung eine chinesische Produktion und auf den ersten Blick ein waschechter Katastrophenfilm, mit dem die chinesische Filmindustrie zeigen kann, was sie technisch so drauf hat.

Seit 10 Jahren wird an einem Tunnel für eine Hochgeschwindigkeitsbahn gebaut. Plötzlich bewegt sich die Erde. Ein Erdrutsch, der sich unterirdisch fortsetzt und die nächste Stadt bedroht, die nicht mehr rechtzeitig zu evakuieren wäre. Sprengte man den Tunnel, könnte die Stadt gerettet werden. Was also tun? Dazwischen viel Action in und im Höhlen herum. Menschliche Schicksale in Massen. Und natürlich eine Gruppe kleiner Kinder.

Werfen wir an dieser Stelle einen Blick nach Hollywood. Der amerikanische Katastrophenfilm ist immer zugleich systemkritisches Kino. Ist die Katastrophe nicht natürlichen Ursprungs, so ist immer kapitalistische Gier Ursache oder aber Grund dafür, dass die notwendigen Maßnahmen nicht getroffen werden. Am Ende ist es der Individualismus des Helden, der den Tag rettet.

Nichts davon in der chinesischen Version. So wie alle gemeinsam am Bau des Tunnels arbeiteten, werden alle Ressourcen nun zusammen gelegt, um der Katastrophe und ihren Folgen Herr zu werden. Selbst alte Familienstreitigkeiten werden ad acta gelegt. Alle Rettungsmaßnahmen greifen Hand in Hand und sind sowieso dank Partei und Regierung generalstabsmäßig perfekt organisiert. Kollektivismus – man kann auch sagen: Kommunismus – siegt.

Bestes Beispiel: Irgendwann scheint klar zu sein, dass der Tunnel gesprengt werden muss, um die Stadt zu retten. Wäre das ein US-Streifen, müsste ein heldenhafter Ingenieur ein korruptes Management davon überzeugen, um zum Finale die Dinge doch selbst in die Hand zu nehmen. In China sind es die Genossen von der Bauleitung, die die Genossen Arbeiter überzeugen müssen, dass das Werk ihrer Hände dem Wohl der Stadt und der Menschen geopfert werden muss.

Ein Film als Bebilderung der alten Spruchweisheit „gemeinsam sind wir stark“, der so sehr das offizielle Credo der KPC atmet, dass die Partei im ganzen Film nur einmal genannt wird. „Cloudy Mountain“ ist ein den Glauben an die herrschende Ordnung bekräftigender Katastrophen- und Propagandafilm und fällt allein deshalb aus dem Rahmen. So wie einige computeranimierte Spezialeffekte doch sehr ins Auge fallen. Wer stringente dramaturgische Logik erwartet, muss sowieso woanders kucken gehen.

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