Ambush – Kein Entkommen!

Originaltitel: Al Kameen  Laufzeit: 110 min.  Land: Vereinigte Arabische Emirate / Frankreich 2021  Regie: Pierre Morel  Mit: Omar Bin Haider, Marwan Abdullah, Mohammed Ahmed, Mansoor Al-Fili  Label: Plaion Pictures  : März 2023  FSK: 16 – Ein Beitrag von Georgios Tsapanos:

© Plaion Pictures

Für Filme wie diesen ist der Begriff „zwiespältig“ erfunden worden:
Drei Soldaten der Armee der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) freuen sich, endlich wieder nach Hause zu kommen. Nur noch wenige Tage und eine Routine-Patrouille trennen sie von diesem Glück.

Natürlich kommt es wie es genregerecht kommen muss: Die drei geraten in einen Hinterhalt. Ihr Humvee wird fahrunfähig geschossen, sie sind darin eingeschlossen und der Feind rückt immer näher. Ebenso genregerecht eilen ihnen ihre Kameraden zu Hilfe. Aber das Gelände ist schwierig und auch die Retter geraten unter Beschuss.

Technisch ist dieser teuerste VAE- Spielfilm aller Zeiten ein Kriegsfilm wie man ihn bereits öfter gesehen hat. Inszenatorisch hat sich Gastarbeiter Pierre Morel (ja, der Mann, der mit „96 Hours“ Liam Neeson in einem Action-Star verwandelt hat) erkennbar an US-amerikanischen Vorbildern orientiert. Vor allem die Verwandtschaft zu Ridley Scotts „Black Hawk Down“ (2001) fällt ins Auge, der, wie „Ambush“ selbst, auf einer wahren Begebenheit basiert.

Strukturell hatten die beiden Drehbuchautoren Brandon und Kurtis Birtell für ihr Spielfilmdebut ebenso erkennbar Kevin Reynolds „Bestie Krieg“ (1988) in guter Erinnerung, der schon deshalb bemerkenswert ist, weil er als US-Produktion aus der Sicht russischer Soldaten in Afghanistan erzählt.

Hier wie dort, teilt sich die Dramaturgie in drei Ebenen: Die drei Eingeschlossenen, denen die Zeit knapp wird. Die Bemühungen der Rettungstrupps die drei rechtzeitig zu erreichen. Die Entscheidungen, die die Vorgesetzten treffen müssen, ohne zu wissen, ob die Informationen, auf deren Grundlage sie diese Entscheidungen treffen vollständig oder wahr sind.

Damit kein falscher Eindruck entsteht: „Ambush“ ist kein Anti-Kriegsfilm. Manche Kritiker stießen sich im Gegenteil daran, dass das Prinzip des Militärischen sowie soldatische Tugenden doch sehr glorifiziert werden. „Ambush“ will nicht nur spannend, sondern auch ohne jeden doppelten Boden ein Propagandavehikel für die Armee der VAE und ihren Kriegseinsatz sein.

Genau hier beginnen die zahlreichen Momente profunder Zwiespältigkeit. Der Krieg, um den es geht, ist der Bürgerkrieg im Yemen, der seit 2004 tobt und sich spätestens 2015 zu einem internationslen Konflikt geweitet hat, insbesondere zu einem Stellvertreterkrieg zwischen Saudi-Arabien und dem Iran, bis heute nicht beendet ist und von der westlichen Welt nach Kräften ignoriert wird.

Die VAE gehören zu der von Saudi-Arabien geführten Allianz, die gegen die yemenitischen Huthi-Rebellen kämpft. Von all dem erfährt man in „Ambush“ so gut wie nichts. Schlimmer noch, der Film rückt die Huthis in die Nähe des IS, mit dem sie tatsächlich aber verfeindet sind. Natürlich ist ein Spiel- kein Dokumentarfilm, aber von all dem muss man absehen, will man „Ambush“ ganz an der Oberfläche als das genießen was er einzig sein soll: Eine emiratische Spannungs- und Heldenerzählung.

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