The Night eats the World

Originaltitel: La nuit a devore le monde  Land: Frankreich 2017  Laufzeiten: 89 bzw. 93 min.  Regie: Dominique Rocher  Mit: Anders Danielsen Lie, Golshifteh Farahani, Denis Lavant  LabelEurovideo  VÖ: 6.6.2018  FSK: 16

Ein Beitrag unseres Zombiejägers Julian Dax:

© Eurovideo

Immer wieder versuchen Filmemacher, Genres, die ausschließlich ins Kommerzkino gehören, auch einem Arthaus-Publikum zugänglich zu machen, doch mit schöner Regelmäßigkeit setzen sie sich damit zwischen sämtliche Stühle und tun im Grunde genommen niemandem einen Gefallen. Das jüngste Beispiel trägt den Titel The Night Eats The World (eigentlich „La nuit a devore le monde“, aber ein englischer Titel klingt in Deutschland auf jeden Fall cooler!) und ist das Spielfilmdebüt von Dominique Rocher.

Sam besucht seine Ex, um noch einige persönliche Dinge aus ihrer ausladenden Wohnung zu holen und gerät mitten in eine ausgelassene Party. Da ihm der Sinn absolut nicht nach Feiern steht, zieht er sich in ein abgelegenes Zimmer zurück und schläft dort nach kurzer Zeit ein. Als er am nächsten Morgen aufwacht, findet er die Wohnung völlig menschenleer, dafür aber vollkommen verwüstet vor, und auch die zahlreichen Blutflecken an den Wänden und auf dem Boden verheißen nichts Gutes. Beim Öffnen der Wohnungstür zum Treppenhaus fällt ihn auch schon seine Ex mit entstellter blutiger Grimasse an, und nur mit Mühe kann sich Sam zurück in die Wohnung flüchten. Ein Blick aus dem Fenster zeigt ihm das komplette Ausmaß der Katastrophe; offensichtlich haben sich die meisten Bewohner von Paris über Nacht in Zombies verwandelt, die nach frischem Menschen-fleisch gieren. Für Sam beginnt ein einsamer Überlebenskampf…

Hier ist es also nun gefallen, das Z-Wort; The Night Eats The World ist ein weiterer Versuch, aus dem immer noch währenden Interesse an „The Walking Dead“ Kapital zu schlagen, doch diesmal mit dem Anspruch, einen Film zu machen, in dessen Mittelpunkt ausschließlich die existenziellen Nöte ausschließlich einer einzigen Person zu schildern.

Moment mal, werden nun einige völlig zu Recht sagen, so neu ist dieser Ansatz nun auch wieder nicht; im Jahre 1954 schrieb der amerikanische Autor Richard Matheson den Roman I Am Legend, der inzwischen drei Verfilmungen nach sich zog. 1964 entstand The Last Man On Earth mit Vincent Price, 1971 The Omega Man mit Charlton Heston und 2007 I Am Legend mit Will Smith. Zwar handelt es sich sowohl im Roman als auch in allen drei Filmen um Vampire, die den Helden bedrohen, doch das spielt im Endeffekt keine Rolle.

Doch Dominique Rocher hat selbstverständlich Höheres im Sinn, als den Zuschauern pure Action mit Untoten zu bieten mit möglichst viel Blut und Eingeweide in Großaufnahme, ihm geht es in erster Linie um die psychologischen Auswirkungen solch einer Ausnahmesituation. Zwar kann auch er nicht ganz auf einige (wenige!) Splatter-Elemente verzichten, die sich nicht einmal vor denen in aufwendigeren Produktionen verstecken müssen, doch im Mittelpunkt steht der Alltag des in dem großen Appartmenthaus gefangenen Sam, der sich irgendwie die Zeit vertreiben muss, um nicht in kürzester Zeit wahnsinnig zu werden. Seine Versuche sind denn auch eine Zeit lang ganz interessant – man ertappt sich immer wieder bei dem Gedanken „Was würdest du in solch einer Situation machen?“ –  wirklich abendfüllend sind sie jedoch nicht. Und so beginnt man sich bereits nach relativ kurzer Zeit zu langweilen, zumal man ahnt, dass das Ganze ohnehin keine befriedigende Auflösung erfahren wird.

Auch wenn dem Regisseur einige durchaus originelle Ideen eingefallen sind, wozu vor allem gehört, dass seine Zombies weder grunzen noch stöhnen, sondern vollkommen stumm sind und so wesentlich bemitleidenswerter erscheinen als üblich, sehnt man sich nach Filmen wie 28 Days Later oder World War Z, die das Thema bereits wesentlich aufregender präsentiert haben. Und so bleibt der anfangs aufgeworfene Gedanke unbeantwortet, wer sich solch einen Film überhaupt anschauen soll; für Horror-Fans ist The Night Eats The World nicht explizit genug, für das typische Arthaus-Publikum dagegen schon viel zu blutig und abseitig.


DVD:

Ländercode: 2
Audio (Deutsch): Deutsch & Englisch DD 5.1
Bildformat: 1,85:1 (16:9)
Special-Features: keine

Blu-ray:

Ländercode: B
Audio (Deutsch): Deutsch & Englisch DTS-HD MA 5.1
Bildformat: HD 1080p/24 (1,85:1)
Special-Features: keine
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2 Antworten zu The Night eats the World

  1. ainu89 schreibt:

    Waren das in I am Legend mit Will Smith echt Vampire? Ich dachte das wären Infizierte🤔!? Aber ich hab den Film auch schon echt lang nicht mehr gesehen 😅.
    Der von dir beschriebene klingt aif jeden Fall als könnte man ihn getrost auslassen uns sich lieber nochmal 28 Days later anschauen😉

    Gefällt 2 Personen

  2. steffelowski schreibt:

    Irgendwann muss doch dieses Thema doch auch mal verfrühstückt sein. Da ist doch auch schon seit langem niemandem mehr etwas Originelles zu eingefallen…Schnaaaarch….

    Gefällt 1 Person

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