Was hast Du denn im Krieg gemacht, Pappi?

Originaltitel: What Did You Do in the War, Daddy?  Land: USA 1966  Laufzeit: 116 min.  Regie: Blake Edwards  Mit: James Coburn, Dick Shawn, Sergio Fantoni, Giovanna Ralli, Aldo Ray, Harry Morgan  Label: Plaion, FSK: 12 – Ein Beitrag von Georgios Tsapanos

© Plaion

Es waren merkwürdige Zeiten. Nach dem Koreakrieg und bevor der Vietnamkrieg ins Bewusstsein drang, kamen in den USA und in Großbritannien mit Beginn der 1960er Jahre Kriegsfilme vor dem Hintergrund des 2. Weltkriegs in Mode und hielten sich dort das ganze Jahrzehnt über: „Die Kanonen von Navarone“ (1961), „Der längste Tag“ (1962), „Gesprengte Ketten“ (1963), „Der Zug“ (1964), „Erster Sieg“ (1965), „Die letzte Schlacht“ (1966), „Das dreckige Dutzend“ (1967), „Agenten sterben einsam“ (1968), „Ein dreckiger Haufen“ (1969), „Patton“ (1970), um nur einige zu nennen. Manche Darsteller verbrachten mehr Jahre in Uniform als ihre Väter auf den wirklichen Schlachtfeldern.

Zwar war in all diesen Streifen der Krieg immer noch die Hölle, aber eben nur prinzipiell. Tatsächlich gerieten die kriegerischen Auseinandersetzung zunehmend zu einer Art sportlichem Wettkampf, untermalt von aufmunternder Tschingdarassabum-Musik. Logistisch waren diese vor Stars nur so strotzenden Megaproduktionen weniger künstlerische als vielmehr organisationstechnische Herausforderungen. Ganz selten brachen Regisseure mit diesem doch so kassentauglichen Muster: Robert Aldrich tat es mit seinem „Dreckigen Dutzend“, in dem die Helden Schwerverbrecher waren und am Ende auch vor Kriegsverbrechen nicht zurückschrecken. Blake Edwards tat es mit „Was hast du denn im Krieg gemacht, Pappi“ (1966), indem er die Kommissköppe und ihre Kriegsspielerei gnadenlos dem Gelächter preisgibt. Wobei Kriegsspielerei hier durchaus wörtlich zu nehmen ist.

Captain Cash (Dick Shawn), Militär und Witzfigur durch und durch, bekommt den Auftrag, ein strategisch wichtiges sizilianisches Dorf einzunehmen. Aber weder seine Kompanie, angeführt vom durch und durch unsoldatischen Lieutenant Christian (James Coburn) haben große Lust zu kämpfen, noch die Italiener, sich zu verteidigen. Wichtig ist allein, dass das große Volksfest am Abend stattfindet, dann würden sich die Einheimischen unter Capitano Oppo (Sergio Fantoni mit einer neckischen Mastroiani-Hommage) kampflos ergeben.

Geht alles glatt? Natürlich nicht. Christian hatte dem Hauptquartier gemeldet, in schwere Kämpfe verwickelt zu sein. Also müssen alle Beteiligten so tun, als würden sie kämpfen, was vor allem die Italiener nicht ganz so ernst nehmen, wie es der Sache dienlich wäre. Und als dann auch noch die jedem Spaß abholden Deutschen auftauchen, wird natürlich nichts einfacher. Der Humor, den Blake Edwards im Verbund mit seinem Co-Autor William Peter Blatty (der auch am „Rosaroten Panther“ beteiligt war und später, kein Witz, „Der Exorzist“ schreiben würde) bei all dem bunten Treiben an den Tag legen, ist eher von der brachialen, denn subtilen Sorte, aber manchmal tut auch so etwas ganz gut (achten Sie auf den Panzer gegen Ende).

Vor allem der militärische Uniformfetischismus bekommt sein Fett weg. Irgendwann haben alle in klassischer Bäumchen-wechsel-dich-Manier alle Uniformen einmal angehabt, bis man am Ende selbst als aufmerksamer Zuschauer leicht den Überblick verloren hat, wer gerade wessen Tuch trägt, um wen damit hinters Licht zu führen. So gerät Edwards Film im letzten Drittel, Katakomben unter dem Dorf spielen auch eine Rolle, nicht nur ein wenig repetitiv, sondern nähert sich verdächtig der Spaßveranstaltung in Verkleidung, die er doch eigentlich karikieren wollte. Dafür gibt es zwischendrin eine kurze Einstellung von James Coburn in deutscher Uniform, die beweist, dass Sam Peckinpah diesen Film gesehen haben muss. Aber das ist eine andere Geschichte.

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