Formicula

Land: USA 1954  Laufzeit: 93 min.  Regie: Gordon Douglas  Mit: Edmund Gwenn, Joan Weldon, Fess Parker, James Whitmore  Label: Plaion Pictures  FSK: 12 – Ein Beitrag von Georgios Tsapanos

© Plaion

Der Name Gordon Douglas wird niemals in irgendeinem Kanon des Kinos auftauchen. Der Regisseur war ein geduldiger Handwerker im Weinberg Hollywoods. Zwischen 1935 und 1977 gehen weit über 90 Produktionen auf das Konto des Mannes, der als Hausregisseur der „kleinen Strolche“ begann und seine Karriere mit einem furchtbaren Evel-Knievel-Film beendete, in dem der seinerzeit berühmte Motoradartist sich selbst und der arme Gene Kelly irgendwen spielte. Dazwischen gelangen dem Spezialisten für B- und manchmal auch für C-Ware aber immer wieder so viele mindestens bemerkenswerte, wenn nicht sogar gute Filme, dass dieser Output einfach irgendetwas mit seinen Talenten als Filmemacher zu tun haben muss.

Neben dem Gangster-Film „Den Morgen wirst du nicht erleben“ (1950) mit James Cagney ragt insbesondere der Science-Fiction-Streifen „Formicula“ (1954, im Original: „Them!“) deutlich heraus. Die Handlung ist rasch erzählt: Riesen-Ameisen – und wir meinen RIESEN-AMEISEN – bedrohen Menschen in der Wüste und, weil die Monster nicht komplett vernichtet werden können, Los Angeles. Es kommt zum Showdown in den Flutkanälen der Stadt. Wer aus dieser Prämisse einen wirklich spannenden und furchteinflößenden Film schaffen kann, kann nicht gänzlich unbegabt sein.

So viel Vergnügen „Formicula“ auch heute noch in der richtigen Stimmung bereiten kann, darf man seine politische Bedeutung in seiner Entstehungszeit keinesfalls unterschätzen. Riesengroß wurden die Ameisen nämlich als Folge der Atombombentests in New Mexico 1945. Die Atombombe mag den Amerikanern den Sieg im Pazifik-Krieg gegen Japan gebracht haben, den Strahlen so richtig trauen wollten die Wenigsten. „Formicula“ steht mit diesem Thema nicht allein. „Panik in New York“ (1953, „The Beast from 20.000 Fathoms“ mit Paul Hubschmid war ihm vorausgegangen, Jack Arnolds „Tarantula“ folgte 1955, ehe es wieder Arnold war, der in seinem Meisterwerk „Die unglaubliche Geschichte des Mr. C“ (1957) des Spieß umdrehte und ein Mensch hier nicht zum Riesen mutierte, sondern nicht mehr aufhörte zu schrumpfen.

Allerdings transportierte diese Science-Fiction Filmwelle, die die ganzen 1950er Jahre über nicht abebbte, noch einen weiteren, deutlich reaktionäreren Subtext. Die 1950er waren auch die Jahre des McCarthyismus, jener Angst vor der Unterwanderung der USA durch Kommunisten, die in Schwarzen Listen mündete und für so manche Betroffene Gefängnis oder Exil bedeuteten. Es war Gordon Douglas, der den Auftrag annahm, den Propaganda- und Gesinnungstest-Film „I Was a Communist for the F.B.I“ (1951) zu drehen. Für den klandestinen Transport der Botschaft ungleich geeigneter erwiesen sich jedoch das Science-Fiction- und Horror-Genre, hatte man es dort doch von Anfang an mit Aliens und Monstern zu tun, die so unamerikanisch waren wie irgendwas. Bereits Christian Nybys (und Howard Hawks) Klassiker „Das Ding aus einer anderen Welt“ (1951) endet nicht zufällig mit der Mahnung, „Hört nicht auf, den Himmel zu überwachen!“.

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2 Antworten zu Formicula

  1. Wortman schreibt:

    Ein Film, der bis heute noch funktioniert.

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  2. Liegeradler schreibt:

    Als Kind hatte ich sowas von Angst, wenn der spätabends in der ARD gezeigt wurde…

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