Quiet Earth – Das letzte Experiment

Land: Neuseeland 1980 Laufzeit: 91 min.  Regie: Geoff Murphy  Mit: Pete Smith, Alison Routledge, Bruno Lawrence  Label: Plaion Pictures  : 15.6.2023  FSK: 16 – Ein Beitrag von Georgios Tsapanos:

© Plaion

Während Australien so ab Mitte der 1970er mit Filmen von Leuten wie Peter Weir, Bruce Beresford, Gillian Armstrong, Fred Schepisi oder Phillip Noyce seine ganz eigene neue Welle feierte, versuchte auch das benachbarte Neuseeland vor allem mit Roger Donaldson und Geoff Murphy mitzuhalten. Insbesondere Murphy wird heute nur noch den Hardcore-Fans der „Herr der Ringe“-Trilogie etwas sagen, wo er für die Second-Unit-Regie verantwortlich zeichnete.

Ansonsten ist Murphy leider die Ausnahme, die die Regel bestätigt. Alle genannten erfreuten sich und erfreuen sich zum Teil bis heute namhafter Hollywood-Karrieren, Geoff Murphys bester US-Film war der Teenie-Western „Blaze of Glory“ (1989) und das war’s dann eigentlich auch schon. Aber in der ersten Hälfte der 1980er, im heimischen Neuseeland, war Geoff Murphy eine Macht. Mit „Mach’s gut, Pork Pie“ (1980), „Utu“ (1983) und „The Quiet Earth“ (1985) legte er einen Dreier-Pack hin, der zu größten Hoffnungen Anlass bot. Mit der, restaurierten, Wiederveröffentlichung von „The Quiet Earth“ können nun auch die Nachgeborenen sehen wieso.

Zac Hobson (Bruno Lawrence) stellt er fest, dass alle Menschen verschwunden sind. Er ist Wissenschaftler genug, um dieser apokalyptischen Situation keinen Reiz abzugewinnen. Und die Filmemacher erst. Man muss sich in Erinnerung rufen, dass wir es hier mit einer Low-Budget-Produktion zu tun haben, um den Einfallsreichtum von Murphy und seinem Kameramann James Bartle angemessen Wert zu schätzen. Es zeichnet „The Quiet Earth“ aus, dass er sich der sicherlich großen Versuchung zum Trotz dennoch nicht auf Postkartinismus beschränkt. Je bewusster sich Zac seines Alleinseins wird, desto deutlicher wird dessen nachteiliger Effekt auf die Psyche. Auch hier gelingen Murphy im Zusammenspiel mit Bruno Lawrence, der mit seiner eher untersetzten Gestalt und hohen Stirn so gar nicht nach Hollywood-Held aussieht, Sequenzen, die in Erinnerung bleiben.

Was jedoch nur der halbe Film ist. Gerade rechtzeitig, bevor sich Zacs Megalomanie vollkommen losgelöst Bahn bricht, merkt er, doch nicht der einzige Mensch auf der Erde zu sein. Joanne (Alison Routledge) und Api (Peter Smith) tauchen auf und prompt eröffnet diese Versuchsanordnung eine Vielzahl von neuen Konstellationen, keine davon sonderlich herzerwärmend. Sexuell motivierte Eifersucht, rassistisch motivierte Überlegenheitsansprüche (Api ist Maori) und passiv-aggressive Gewalt beherrschen bald die Szene. Und auch wenn das sehr an „Die Welt, das Fleisch und der Teufel“ (1959) mit Harry Belafonte, Inger Stevens und Mel Ferrer erinnert, ist es kein Stück weniger fesselnd.

Und führt direkt zu der Schlusseinstellung Murphys, die „The Quiet Earth“ in ihrer beinahe schon mythisch-mystischen Schönheit beinahe im Alleingang zu Berühmtheit verholfen hat. Eine außerwörtliche Erfahrung, die man kaum beschreiben, aber unbedingt gesehen haben muss. Am verstörendsten aus heutiger Sicht: Wie wenig „The Quiet Earth“ wie ein antiquierten Museumsstück wirkt. In der ersten Hälfte der 1980er Jahre, als der Kalte Krieg frostiger nicht hätte sein können und die gegenseitige zigfache Möglichkeit der beiden Blöcke, sich und die Menschheit in die Steinzeit zu bomben eine reale Gefahr darstellte, erfreuten sich solche Endzeit-Filme großer Beliebtheit. Sollte es uns nicht zu denken geben, wenn ihre Botschaft heute wieder auf Resonanz trifft?

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2 Antworten zu Quiet Earth – Das letzte Experiment

  1. retrofit598 schreibt:

    Einer der schönsten SciFi-Filme ever … kein sinnfreien Geballere … keine billifen Plastikkulissen

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  2. Wortman schreibt:

    Absolut toller Film und die Endsequenz hat es in sich.

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