Sterne zum Dessert

Land: F 2023  Laufzeit: 110 min.  Regie: Sébastien Tulard  Mit: Riadh Belaïche, Loubna Abidar, Christine Citti Label: 24 Bilder  FSK: 12 – Ein Beitrag von Georgios Tsapanos

© 24 Bilder

Der Held von „Sterne zum Dessert“ heißt Yazid und es gibt ihn auch im wirklichen Leben. Dort heißt er Yazid Ichemrahen, ist inzwischen 33 Jahre alt und einer der Star-Konditoren Frankreichs, nachdem er mit nur 22 Jahren Weltmeister der Eiskreationen wurde. Das mittlere Wunder: Dass es überhaupt dazu gekommen ist. Denn Yazid ist Kind marokkanischer Eltern, weshalb das französische Aufstiegsversprechen für ihn im Frankreich des kaum verhohlenen Rassismus und Klassismus noch ein wenig weniger galt als für, sagen wir, ein Kind der Arbeiterklasse ohne Migrationshintergrund.

Dementsprechend bewusst ist sich Ichemrahen der Außergewöhnlichkeit seines Erfolgs wie der Hartnäckigkeit der beinahe eines Charles Dickens würdigen Hindernisse, die er von Kindesbeinen an überwinden musste. So hat er sich neben der Leitung seiner Pâtisserie in Avignon mit Ablegern auf Mykonos, in Gstaad oder Katar die Zeit genommen, darüber gemeinsm mit Tiphanie Illouz-Assouly ein Buch zu schreiben. Der selbsterklärende Titel: „Un rêve d’enfant étoilé: Comment la pâtisserie lui a sauvé la vie et l’a éduqué“

Es ist dieses Buch, dem Drehbuch und Regie in „Sterne zum Dessert“ ziemlich buchstabengetreu folgen. Weshalb der Film, kennt man die ihm zugrunde liegende wahre Geschichte, kaum noch wirkliche Überraschungen kredenzen kann, sieht man von der Überraschung ab, dass er am stärksten ist, wenn er nicht von der Konditorei, sondern von den Dingen des Lebens davor, davon abgesehen und danach erzählt, beispielsweise vom komplizierten Verhältnis Yazids zu seiner Mutter.

Tatsächlich zählt „Sterne zum Dessert“ zu jener Art merkwürdiger Filme, die man zu kennen glaubt, noch ehe man sie gesehen hat und die, nachdem man sie gesehen hat, diese Ahnung bestätigen. Wer aber die unzähligen Koch-Shows im TV goutiert, wird den Film dennoch lieben, denn er ist natürlich ungleich raffinierter. Ganz zu schweigen davon, dass man mit dem Kauf der silbernen Scheibe gleich zwei von Ichemrahens Rezepten erwirbt. Der geschäftstüchtige Konditor hat inzwischen wieder mit seiner Ko-Autorin ein weiteres Buch namens „Créer pour survivre, vivre pour ne pas sombrer“ geschrieben. Migrantische Erbauungsliteratur, gegen die nicht mal mehr der konservativste der konservativen ENA-Absolventen etwas haben kann: „In unserem Frankreich kann es bei entsprechendem Ehrgeiz und Fleiß jeder zu etwas bringen“. Man sollte beim Anschauen des Films nie vergessen, dass das so nicht stimmt.

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