Wo die Lüge hinfällt

Originaltitel: Anyone but You  Land: USA 2023  Laufzeit: 99 min.  Regie: Will Gluck  Mit: Sydney Sweeney, Glenn Powell, Alexandra Shipp, Darren Bernet  Label: Plaion  FSK: 0 – Ein Beitrag von Georgios Tsapanos

© Plaion

Eine alte Hollywood-Anekdote geht so: Berühmter Drehbuchautor hat die besten Ideen im Traum, vergisst sie aber immer nach dem Aufwachen. Also legt er Papier und Bleistift zurecht, um die nächste gleich aufzuschreiben. Hoffnungsfroh greift er am nächsten Morgen nach dem Zettel und liest: „Junge trifft Mädchen“.

Ilana Wolpert und Will Gluck scheinen die Geschichte gekannt zu haben, denn genau so beginnt ihr Film „Wo die Lüge hinfällt“. Bea trifft Ben, die beiden kommen ins Quatschen, er kocht für sie und prompt wacht sie in seinen Armen auf der Couch auf. Komplett bekleidet, wie man anfügen möchte. Dennoch bekommt Bea Gewissensbisse und schleicht sich davon. Nur um einen Anruf bei ihrer Freundin später wieder zurückzukehren – um zu hören, wie Ben seinem Freund erzählt, sie sei nichts Besonderes gewesen. Das wäre der richtige Moment den doofen deutschen Titel zu vergessen. Im Original heißt der Film „Anyone But You“, weshalb sich nicht nur Liebhaber romantischer Komödien denken können, wie die Nummer weitergeht.

Weil der Streifen so aber viel zu schnell beim Abspann angelangt wäre, wird es zuvor noch genretypisch kompliziert: Die Schwester von Bens bestem Freund Pete will Beas Schwester heiraten. Also finden sich Ben und Bea als Teil einer fröhlichen Hochzeitsgesellschaft im schönen Sydney, Australien, wieder. Um dem Hochzeitspärchen den Spaß nicht zu verderben, tun Bea und Ben so, als seien sie ineinander verliebt, was man nach Franz Grillparzer nie tun soll, da man es gleich darauf wird. Wann werden sich Ben und Bea eingestehen, was alles um sie herum sowie das Publikum längst sehen und wie wird es dazu kommen?

Romantische Komödien sind Hindernisrennen und ob sie gut sind, hängt maßgeblich davon ab, wie geschickt die Hindernisse aufgestellt sind und wie gewitzt sie von den Protagonisten überwunden werden. Sie benötigen ein Script, das etwas von Wortwitz versteht, sowie eine Regie (Will Gluck) und Darsteller, für die Timing kein Fremdwort ist. Am Ende steht und fällt die ganze Unternehmung mit zwei Protagonisten, denen anzusehen ist (die berühmte Chemie), dass sie zusammengehören und denen man wünscht, dass sie zusammenkommen.

Hier gelingt „Anyone But You“ mit Sydney Sweeney (Bea) und Glen Powell (Ben) eine Punktlandung. Dem Auge nicht unangenehm (was aber auch für den Rest der Besetzung gilt), sind sich beide Darsteller nicht zu schade, sich zum Vollhorst zu machen, wenn’s der Sache dient. Man schaut ihnen dabei gerne zu, ganz gleich was sie tun, und drückt ihnen zugleich beide Daumen. Außerdem ist Regisseur Gluck auf sympathische Weise politisch korrekt. Nicht nur dient die Hochzeit zweier Frauen als selbstverständlicher Hintergrund der Geschichte, Gluck setzt den beeindruckend durchtrainierten Oberkörper Powells nicht minder prominent in Szene als Sweeneys betörendes Dekolleté.

Übrigens: „Anyone But You“ basiert locker auf Shakespeares Komödie “Viel Lärm um  Nichts“ (im Original: „Much Ado About Nothing“), weshalb Zitate aus dem Stück auf neckische Weise quer über den ganzen Film verteilt auftauchen. Der Abspann bereichert die Filmgeschichte schließlich um eine gewitzte Art den üblichen End-Title-Song zu präsentieren. Ein lustiger, ein sympathischer, ein intelligenter Film. Eine romantische Komödie, die funktioniert. Ein perfekter Film, um ihn gemeinsam mit dem künftigen Freund, der künftigen Freundin anzuschauen.

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