Unternehmen Rosebud

Land: USA 1975  Laufzeit: 126 min.  Regie: Otto Preminger  Mit: Peter O’Toole, Cliff Gorman, Claude Dauphin  Label: Plaion  FSK: 16 – Ein Beitrag von Georgios Tsapanos

© Plaion

„Unternehmen Rosebud“, einer der letzten Filme von Hollywood-Veteran Otto Preminger, wurde bei seiner Premiere im Jahr 1975 eigentlich unisono verrissen. Blickt man heute mit beinahe 40 Jahren Abstand auf den Streifen, sieht man einen ganz anderes, immer noch fehlerbehaftetes, aber deshalb nicht minder faszinierendes Werk.

Fünf junge Frauen (darunter Isabelle Huppert und die zum Zeitpunkt der Dreharbeiten 18-jährige Kim Cattrall in ihrem Filmdebüt), allesamt Töchter reicher Eltern, freuen sich auf einen unbeschwerten Mittelmeer-Urlaub auf der Yacht, die titelgebende „Rosebud“, des Großvaters einer der Frauen. Das Vergnügen findet jedoch ein jähes Ende, als ein PLO-Kommando die Yacht kapert und die Frauen als Geißeln nimmt, um auf die Lage der Palästinenser im Mittleren Osten aufmerksam zu machen. Der Rest des Films ist zwei Aspekten gewidmet: Den Bemühungen der Angehörigen, die Frauen zu befreien auf der einen Seite, den internationalen politischen Verwicklungen, die die Entführung und die Reaktionen darauf mit sich bringt, auf der anderen.

Im Mittelpunkt beider steht der Brite Larry Martin, der im Sold der CIA steht (das sollte den britischen Akzent des Stars Peter O’Toole erklären, der in letzter Sekunde für Robert Mitchum einspringen musste, nachdem der in Folge eines heftigen Streits mit Regisseur Preminger die Produktion verlassen hatte). Der erste Handlungsstrang erinnert am ehesten an den Actionfilm, den die meisten Zuschauer wohl erwartet hatten. So sehr, dass das ganze sogar trotz des albernen Hütchens, das O’Toole beinahe ständig trägt, mehr nach Frederick Forsyth, denn nach Otto Preminger aussieht.

Der zweite hingegen konterkariert alles, was einen Actionfilm ausmacht: Tempo, Dramatik, Spannung, die sich aus Handlungen, nicht aus Dialogen speist. Denn hier wird viel, sehr viel geredet. Drehbuch (aus der Feder Erik Lee Premingers, der Sohn des Regisseurs) und Regie geben sich große Mühe, dem Publikum alles bis ins kleinste Detail zu erklären. Die Agenda der Angehörigen, die der Terroristen, die der Politiker und Militärs unterschiedlicher Staaten mit unterschiedlichen Interessen sowie dass und weshalb nicht immer alle am gleichen Strang und schon gar nicht in dieselbe Richtung ziehen. Alle Seiten bedienen sich nützlicher Idioten und spätestens mit dem Auftritt Richard Attenboroughs als zum Islam konvertiertem Radikalen, steht fest, dass die PLO dabei am schlechtesten wegkommt.

Wenn man „Rosebud“ etwas vorwerfen wollte, dann dass es ihm eigentlich zu keinem Zeitpunkt gelingt, diese beiden Ebenen in Einklang zu bringen. Ständig steht die eine der anderen im Wege, was das Sehvergnügen von zwei Seiten gleichzeitig beeinträchtigt. Man macht sich den Zugang zu diesem Film eindeutig leichter, wenn man sich von Anfang an entscheidet, was man lieber sehen möchte: einen Actionstreifen oder einen ungleich komplizierteres politisches Traktat. Letzteres ist lohnender.

Atemberaubend wirkt schließlich, wie vertraut vieles in und an „Rosebud“ wirkt, vor allem in Folge des Terrorangriffs der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023. Und das obwohl der Film auf dem Angriff des „Schwarzen September“ auf die Olympischen Spiele in München 1972 aufbaut (was so manche Spitzen gegen Deutschland erklärt). Haben wir uns in den vergangenen vierzig Jahren tatsächlich nur im Kreis gedreht? Die Antwort von „Unternehmen Rosebud“ ist ein frustrierendes Ja.

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