Home Sweet Home – Wo das Böse wohnt

Land: D 2024  Laufzeit: 83 min.  Regie: Thomas Sieben  Mit: Nilam Farooq, David Kross, Justus von Dohnányi, Olga von Luckwald, Fatoni, Karl Schaper  LabelConstantin  FSK: 16 – Ein Beitrag von Georgios Tsapanos

© Constantin

Vor der Niederkunft zieht Maria (Nilam Farooq) in das abgelegene Landhaus der Eltern ihres Verlobten (David Kross). Fast ist man versucht hinzuzufügen: Müssen wir mehr sagen…?

Aber fangen wir mit der guten Nachricht an: Es ist wundervoll, dass deutsche Filmemacher, wie hier Thomas Sieben, das Genrekino wieder für sich entdeckt haben. Den Krimis (wofür hauptsächlich das Fernsehen verantwortlich ist) folgen die Horror-Streifen. Wenn jetzt noch die mutigen Komödien hinzukommen, ist alles auf dem Weg der Besserung. Zu lange mussten deutsche Filme immer „große Kunstwerke“ sein, um zu gelten, während alle Beteiligten mutwillig darüber hinwegsahen, dass statt Kunst oft nur Gekünsteltheit geliefert wurde und die Produkte auch deshalb weit rascher alterten als das schnell und dreckig heruntergedrehte Genrestück.

Die nicht ganz so gute Nachricht: „Home Sweet Home“ (2024) ist als Horrorvariation der schwangeren, von bösen Geistern oder ihren eigenen Depressionen heimgesuchten Frau – der Goldstandard liegt hier nach wie vor bei Roman Polanskis „Rosemarys Baby“ (1968) – weniger überzeugend geraten als gut für ihn ist, ohne deswegen allerdings vollkommen missraten zu sein. Den Rückgriff auf die wenig ruhmreiche deutsche Kolonialgeschichte zur „Erklärung“ der übersinnlichen Entität sieht man wirklich nicht kommen.

So ganz scheint Regisseur Sieben seinem eigenen Drehbuch aber selbst nicht getraut zu haben, weshalb hätte er sonst zu dem albernen Jahrmarktstrick des vermeintlich in einer einzigen, durchgehenden Einstellung ohne jeden Schnitt gedrehten Films greifen sollen? Selbst in Produktionen wie Sebastian Schippers „Victoria“ (2015), in denen der Gag tatsächlich eine dramaturgische Funktion erfüllt, droht er zum eitlen Selbstzweck zu werden, der ironischerweise Filmemacher wie Publikum von der Hauptsache, der Geschichte, die der Film erzählen will, ablenkt. Die Filmemacher sind viel zu sehr damit beschäftigt, die technischen Herausforderungen zu meistern, die diese ästhetische Entscheidung unweigerlich mit sich bringt, und das Publikum konzentriert sich ganz darauf, die „unsichtbaren“ Schnitte dennoch auszumachen.

Vielleicht sollte die Regel gelten, dass man die Finger von technischen Mätzchen lassen muss, an denen bereits Alfred Hitchcock – „Cocktail für eine Leiche“ (1948) – gescheitert ist.

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