Originaltitel: Damascus Time / Be Vaghte Sham Laufzeit: 113 min. Land: Iran 2018 Regie: Ebrahim Hatamikia Mit: Babak Hamidian, Hadi Hejazifar, Pierre Dagher Label: Busch Media Group VÖ: 24.2.2023 FSK: 16 – Ein Beitrag von Georgios Tsapanos:
Bei manchen Filmen ist die Frage was sie sind weitaus wichtiger als die Frage wie sie sind.
„Damascus Under Fire“ (auch als „DamascusTime“ bekannt) ist ein Actionfilm an der Grenze zum Kriegsfilm oder umgekehrt. Im Mittelpunkt stehen zwei Piloten, die Eingeschlossene aus einer Stadt befreien wollen, die von Terroristen eingeschlossen ist und sich wohl nicht mehr lange halten kann.
So weit, so vertraut, aus hunderten US-Produktionen dieser Provenienz und von mittlerer Art und Güte. Aber „Damascus Under Fire“ ist kein amerikanischer, sondern ein iranischer Film, die belagerte Stadt liegt in der Nähe der syrischen Stadt Palmyra und die Terroristen sind ISIS-Kämpfer.
Nichts an „Damascus Under Fire“ erinnert an das iranische Kino, das seit zwei bis drei Jahrzehnten die großen internationalen Festivals bereichert und mindestens ebenso regelmäßig Preise abräumt, die dann von den Gewinnern nicht persönlich entgegen genommen werden können, weil die unter Hsusarrest stehen oder gleich im Gefängnis sitzen. Abbas Kiarostami, Jafar Panahi oder Mohsen und Samira Makhmalbaf sind klingende Namen in dieser Filmkunst-Gemeinde. Der Regisseur von „Damascus Under Fire“, Ebrahim Hatamikia dürfte in dieser Szene eher unbekannt sein.
„Damascus under Fire“ ist 2018 in die Kinos gekommen und ist, wie alle Kriegsfilme, ein Propaganda-Streifen. Was er propagieren soll? Das Ansehen des iranischen Regimes. Hier sind die Terroristen die anderen und die Iraner die Guten. Es ist augenfällig, dass er sich an ein jüngeres iranisches Publikum wendet, das eigenen Helden auf der Leinwand zujubeln möchte. Zugleich ist es unmöglich, gerade den Propaganda-Aspekt zu goutieren, denkt man an die Demonstrationen und Opfer der Millionen, die sich heute genau gegen das Mullah-Regime richten, das hier zwischen den Bildern gefeiert werden soll.
Es ist der Busch Media Group zu danken, auch diesen Teil des iranischen Kinos einer weiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen. Es ist vielleicht Ebrahim Hatamikias Pech, dass Busch sich diese Auftragsarbeit ausgesucht hat. Denn Hatamikia ist kein dumpfer Propagandist der Mullahs und auch nicht „bloß“ ein versierter Handwerker. Wenn man einen Wunsch äußern dürfte, sollte Busch oder wer auch immer nun Hatamikias „Die gläserne Agentur“ (1998) heraus bringen. Dieser großartige Film über Kriegsveteranen, ihr Leid an der Erinnerung und den Umgang mit ihnen war 1999 bei der Berlinale und danach nie wieder in Deutschland zu sehen.