Land: Deutschland 2021 Regie: Doris Dörrie Laufzeit: 102 min. Mit: Andrea Sawatzki, Maria Happel, Nilam Farooq, Lisa Wagner, Melodie Wakivuamina Label: Constantin VÖ: 9.2.2023 FSK: 16 – Ein Beitrag von Georgios Tsapanos
Doris Dörrie spielt in einer eigenen Liga: Erstens weil es auch heute noch nicht viele Frauen im Regiestuhl gibt. Zweitens weil sie seit ihren Anfängen in den frühen 1980ern kontinuierlich Filme fürs Kino macht. Und drittens weil sie – angefangen bei „Mitten ins Herz“ (1983), „Im Innern des Wals“ (1984) und ihrem Mega-Hit „Männer“ (1985) über den unter Wert gehandelten Krimi „Happy Birthday, Türke“ (1992) und „Kirschblüten – Hanami“ (2008) bis zu „Grüße aus Fukushima“ (2016) – immer wieder bemerkenswertes auf die Leinwand gebracht hat.
Machen wir es kurz: „Freibad“ gehört nicht dazu. Natürlich ist es dem Film immer wieder anzusehen, als was er gedacht war: Eine milde Satire auf eine gewisse, wie es liebevoll heißt, Stutenbissigkeit, zugleich aber auch eine liebevolle Feier weiblicher Stärke im Angesicht all ihrer Schwächen. Ganz nebenbei werden die Probleme unserer Zeit verhandelt, von der Frage was Frau ausmacht bis hin zu Fremdenfeindlichkeit und Islamophobie.
Am Ende wollen Film und Drehbuch aber zu viel und erreichen deshalb umso weniger. Sequenzen, die gesellschaftskritisch gemeint sind, hören immer wieder einfach auf anstatt zu einem dramaturgisch wirksamen Ende geführt zu werden. Das selbe gilt leider auch für die Figuren. Sie machen schon deshalb keine Entwicklung durch, weil sie keine Charaktere, sondern Klischees sind. Einige denunziert der Film sogar, zuallererst die reichen arabischen Schweizerinnen, die im männerlosen Bad die Freiheit genießen, ihre Burka zu tragen und Andrea Sawatzkis Uschi Obermaier-Parodie und ihre Angst vorm alt werden.
Dabei ist nicht alles daneben. Insbesondere der eine Dialog bzw. die andere Pointe lassen aufscheinen, was möglich gewesen wäre. Auch die Freibadatmosphäre trifft Kameramann Hanno Lentz so exakt, dass man fast meint, jenen speziellen Geruchsmix aus gechlortem Wasser, Bratwurst mit Pommes und zu viel Sonnencreme tatsächlich riechen zu können. Und manche der Frauen hätte einen eigenen, besseren Film verdient.
So aber gerät die Satire immer mehr zur Farce und wer auf eine Bebilderung des Bonmots „ohne Männer wäre die Welt voller glücklicher, dicker Frauen“ gehofft haben sollte, muss woanders kucken gehen. Doris Dörries „Freibad“ unterstreicht vielmehr, dass Frauen gar keine Männer brauchen, um sich das Leben gegenseitig zur Hölle zu machen.