Laufzeit: 85 min. Land: GB 2019 Regie: Andrew Loveday Label: Busch Media Group VÖ: 27.1.2023 FSK: 18 – Ein Beitrag von Georgios Tsapanos:
Bedenkt man, wie viele durchaus vielversprechende Projekte niemals das Licht der Projektoren erblicken, ist die schiere Existenz der britischen „Rise of the Footsolider“-Serie das mit Abstand bemerkenswerteste an ihr. Fünf Folgen scheint es bis dato zu geben, wobei die hier vorliegende wohl die vierte ist. Wohl, weil „Rise of the Footsoldier: Marbella“ (2019) verschiedentlich auch unter „Rise of the Footsoldier: The Heist“ geführt wird, es sich dabei aber um denselben Film zu handeln scheint.
Apropos: Wer sich noch an Debbie Reynolds harsches Urteil über die Stummfilme Hollywoods in dem zeitlosen Musical-Klassiker „Singin‘ in the Rain“ (1952) erinnert, ist auch bis zum Kern des Problems der Footsoldiers vorgedrungen: „Hat man einen gesehen, hat man alle gesehen“.
Das ganze begann 2007 und da spielten Fußball-Hooligans noch eine Rolle, ehe sich der Streifen der Clubszene in Essex zuwandte. Das Drehbuch, wie alle danach, schien sich zum Ziel gesetzt zu haben, alle Vorurteile über eine gewisse Art Briten zugleich bestätigen und in den Schatten stellen zu wollen, die ihren Mangel an Hirn und Überschuss an Testosteron mittels zu wenig Schlaf und zu viel Alkohol zu kaschieren trachten, was logischerweise in Geschrei, Gefluche, Schlägereien, Morde aller Art, noch mehr Geschrei und noch mehr Gefluche mündet. Die geneigten Leser merken: Wir bewegen uns hier in einer Zeit nach Mike Hodges „Get Carter“ (1971) und vor Guy Ritchies „Lock, Stock and Two Smoking Barrels“ (1998) als Michael Caine und Jason Statham britische Gangster hip erscheinen ließen.
Pat Tate (verkörpert – selten hat dieses Wort besser gepasst – von Craig Fairbrass, dessen gesamte Filmographie sich wie eine endlose Folge von Footsoldiers liest), ist eher von der kanthölzern-vierschrötigen Fraktion, woran auch die heiße Sonne der Costa del Sol nichts zu ändern vermag. Wahrscheinlich auch, weil die spanische Polizei wohlweislich beschlossen hat, sich in die innerbritischen Auseinandersetzungen besser nicht weiter einzumischen. Dass sich die, nun ja, Handlung dieses Mal hauptsächlich auf europäischem Boden entfaltet (neben den Bars Marbellas ist noch das Rotlichtviertel Amsterdams zu nennen), lässt die verzweifelt um toughness bemühten und deshalb dauerfluchenden Briten eher noch lächerlicher wirken als es bisher schon der Fall war.
Fazit: Da eigentlich nichts komplett sinnlos ist, erfüllt auch „Rise of the Footsoldier: Marbella“ seinen ganz eigenen Bildungsauftrag. Wer den Film in der Originalversion ausgesessen hat, dessen Arsenal an britischen Four-Letter und C-Words dürfte ebenso wenig zu wünschen übrig lassen wie Gangsterliebchen Emily Wyatts Kostümfundus soweit es Badebekleidung betrifft. Und das hat offensichtlich genügend zahlungswillige Menschen angelockt, um 2021 „Rise of Footsoldier: Origins“ zu rechtfertigen. Wie gesagt: Es ist eine merkwürdige Geschichte.