Smile – Siehst du es auch?

Land: USA 2022  Regie: Parker Finn  Dauer: 116 min.  MitSosie Bacon, Kyle Gallner, Jessie T. Usher, Caitlin Stasey, Robin Weigert  Label: Paramount  : 15.12.2022  FSK: 16 – Von Georgios Tsapanos

Horror-Filme sind ein Gottesgeschenk.
Zuallererst für junge Regisseure, die wenig Geld aber eine tolle Idee haben. Die Darsteller müssen nicht berühmt sein. Die Produktionskosten sind niedrig. Schlagen die Filme ein, zählen sie in der Regel zu den gewinnbringendsten Produktionen. Gewinnbringender als die meisten Blockbuster, über die viel mehr gesprochen wird.

Die Liste der Filmemacher, die ihren Karrierestart solchen Horror-Streifen verdanken ist lang. Sie reicht über Jacques Tourneur („Katzenmenschen“, 1942), Jack Arnold („Gefahr aus dem Weltall“, 1953), George A. Romero („Nacht der lebenden Toten“, 1968), John Carpenter („Halloween“, 1978), James Cameron („Der Terminator“, 1984), M. Night Shyamalan („The Sixth Sense“, 1999), James Wan („Saw“, 2004) bis zu Jordan Peele („Get Out“, 2017) und Ari Aster („Hereditary“, 2018). Nun kann man den Namen Parker Finn hinzufügen. Der Titel seines Films: Smile – Siehst du es auch?.

Es ist gar nicht so einfach Smile zu beschreiben, ohne zu viel oder das Falsche zu verraten (was sich an dieser Stelle selbstredend verbietet). Das hat mehrere Gründe: Zum einen ist Finns Drehbuch nicht ganz so originell, wie er es sich wohl erhofft hat. Insbesondere wer David Robert Mitchells „It Follows“ (2014) gesehen hat, kann die, sagen wir, Einflüsse nicht übersehen. Zum anderen gibt es natürlich ein Monster, aber was dieses Monster ist, ein Dämon, ein bösartiger Geist, eine Wahnvorstellung, überlässt der Film weitläufig der Fantasie seiner Betrachter. Getreu der klassischen Regel des legendären Produzenten Val Lewton, wonach nichts, das die Kamera zeigt, auch nur annährend so schrecklich sein kann, wie das, was sich das menschliche Hirn in seiner Verzweiflung ausmalt.

Fest zu stehen scheint, dass „Es“ sich von den Verletzungen der Menschen nährt, vor allem von denen, die sie sich selbst zufügen. Smile ist der seltene Fall eines Films, dem psychische Erkrankungen nicht nur als Zitat dienen, sondern zum Thema des Horrors selbst werden. Die Protagonistin Rose ist nicht zufällig Psychiaterin (großartig: Sosie Bacon). Alles beginnt, als eine Studentin sich vor ihren Augen das Leben nimmt. Das letzte, das sie vor der Tat sieht ist dieses zur Fratze gefrorene Lächeln. Rose ahnt, dass sie die nächste auf der Totenliste ist.

Parker Finn setzt die bekannten Versatzstücke des Genres geschickt ein. Vor allem die technische Raffinesse mit der er (und Kameramann Charlie Saroff) den Schrecken vorbereitet, um ihn dann genau die richtige Sekunde zu früh oder zu spät ausbrechen zu lassen, um auch Kenner des Genres auf dem falschen Fuß zu erwischen, offenbart großes Talent. Am nachhaltigsten im Gedächtnis bleibt aber die unerbittliche, alles durchdringende Hoffnungslosigkeit, die den Film beherrscht und auch vor den verletzlichsten Wesen keinen Halt macht.

Sollte einem also in diesen vorweihnachtlichen Tagen der Sinn nach eindringlichem, intelligenten  Horror stehen, dem zugleich immer bewusst ist, den Erwartungen eines Massenpublikums genügen zu müssen, dann ist Smile der Film, dem man sich getrost anvertrauen kann. Parker Finn ist zu wünschen, dass es keine Eintagsfliege bleibt, dass er sich und seine Kunst weiter entwickelt – in aller Liebhabern des Genres bestverstandenem Eigeninteresse.

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