Originaltitel: The Witch and the Ottoman Land: D 2020 Dauer: 90 min. Regie: Sebastian Mattukat Mit: Xenia Assenza, Gedeon Burkhard, Erkan Acar, Alexander Schubertk Label: Eurovideo VÖ: 14.1.2021 FSK: 16 – Ein Beitrag von Julian Dax:
Schon einmal, Ende der 60er, Anfang der 70er, gab es gleich eine ganze Reihe von deutschen Filmproduktionen, die sich des Themas „Hexenverfolgung“ annnahmen: Diese Filme trugen Titel wie Hexen bis aufs Blut gequält, Hexen – Geschändet und zu Tode gequält oder Der Hexentöter von Blackmoor und waren allesamt übler Schund, den man heutzutage als „torture porn“ bezeichnen würde. Entstanden waren sie im Schlepptau des überragenden britischen Witchfinder General (deutscher Titel: Der Hexenjäger), der nicht nur Vincent Price eine seiner besten Rollen bot, sondern für Zuschauer bis zum heutigen Tag eine unglaublich abgründige und intensive Erfahrung zum Thema menschliche Grausamkeit und deren Folgen darstellt.
Mit Hexenjagd allerdings verfolgt der Berliner Regisseur Sebastian Mattukat ein anderes Ziel; der Film, ursprünglich unter dem Titel The Witch And The Ottoman für eine internationale Kinoauswertung gedacht, schildert eine Liebesgeschichte im ausgehenden 17. Jahrhundert.
Man schreibt das Jahr 1699. Obwohl sich die Welt im Wandel befindet, leben die meisten Menschen nach wie vor in biterrer Armut, leiden an Hunger und werden von Adel und Klerus bewusst in Unwissenheit gehalten, was zu Aberglauben und Fanatismus führt. Als die junge heilkundige Catharina (Xenia Assenza) sich gegen einen Vergewaltigungsversuch des jungen Adligen Ferdinand (Franz Dinda) wehrt, wird sie kurzerhand als Hexe beschuldigt und soll unter Folter ein Geständnis ablegen, um dann anschließend bei lebendigem Leib verbrannt zu werden. In einer Parallelhandlung wird der Osmane Tahir (Erkan Acar) eingeführt, der als Kriegsgefangener (‚Beutetürke‘) einer Zwangstaufe unterzogen wird, um fortan dem örtlichen Priester Johann (Alexander Schubert) zu dienen. Als Tahir Catharina sieht, beschließt er, sie zu befreien und mit ihr zusamen in seine Heimat zu fliehen. Doch das will Fürst Wilhelm (Gedeon Burkhard) unter allen Umständen verhindern…
Auch wenn die Geschichte an sich nicht unbedingt einen Preis für Originalität verdient, ist Hexenjagd dennoch erwähnenswert, denn der Film beweist, dass man auch mit bescheidenen Mitteln ein äußerst sehenswertes Ergebnis vorlegen kann. Da wären zunächst einmal die Darsteller zu nennen: die Chemie zwischen dem Hauptdarstellerpaar stimmt, die Nebenfiguren, darunter auch der als „Albrecht Humbold“ aus der „heute-show“ bekannte Alexander Schubert, verkörpern ihre im Grunde klischeehaften Figuren sehr engagiert. Und Kostüme und Ausstattung lassen ebenfalls große Sorgfalt erkennen. Was die Bildgestaltung betrifft, so könnte man sich zwar einen etwas sparsameren Umgang mit Zeitlupe und gekippter Kamera vorstellen, aber letztlich stören diese übermäßig eingesetzten Stilelemente nicht wirklich.
Was allerdings beträchtlich stört, ist das Finale, das den Rezensenten nun in eine gewisse Zwickmühle bringt; gedacht als große Überraschung, wäre es äußerst unfair, explizit zu beschreiben, was da genau geschieht, deshalb mag an dieser Stelle nur eine kryptische Andeutung genügen: Mit der unerwarteten Wendung stellt Hexenjagd das bisher Gezeigte auf den Kopf und führt die bisher so realistisch geschilderte Atmosphäre von Angst und Aberglaube ad absurdum. Das ist eigentlich schade, denn bis zu diesem Zeitpunkt bietet Hexenjagd ansehnliche Kinounterhaltung und lässt die Talente aller Beteiligten ganz klar erkennen.