Die Blechtrommel

Land: BRD 1979  Regie: Volker Schlöndorff  Mit: David Bennent, Mario Adorf, Katharina Thalbach, Angela Winkler  FSK: 16  Label: Studiocanal  : 8.10.2020 – Ein Beitrag von Julian Dax:

© Studiocanal

Ob es in Deutschland noch einen Kinogucker gibt, der Volker Schlöndorffs Grass-Verfilmung Die Blechtrommel nicht kennt?
Schwer vorstellbar, handelt es sich doch dabei um einen der bekanntesten deutschen Filme überhaupt, der zudem mit den zwei höchsten Preisen ausgezeichnet wurde, die man vergeben kann: 1979 die Goldene Palme in Cannes und 1980 den Oscar für den besten fremdsprachigen Film in Hollywood. Und bereits mehrere Male auch auf DVD veröffentlicht, zuletzt 2010 als Doppel-DVD mit der original Kinofassung sowie dem um 20 Minuten längeren Director’s Cut.

Und 10 Jahre später liegt erneut eine überarbeitete Version vor, diesmal als Dreifach-DVD bzw. Doppel-Blu-ray. Darauf befinden sich wiederum beide Schnittfassungen sowie – wohl gedacht als besonderer Kaufanreiz – bisher unveröffentlichtes Zusatzmaterial, darunter ein ganz neues Interview mit dem Regisseur sowie ein umfangreiches Booklet.

Zum Film selbst muss man wohl nichts sagen, was nicht bereits bei seiner Uraufführung gesagt und geschrieben wurde; nach Ansicht sowohl der nationalen als auch internationalen Kritiker ist und bleibt es eine der gelungensten Literaturverfilmungen überhaupt. Lediglich der legendäre Roger Ebert weigerte sich seinerzeit vehement, Die Blechtrommel als Meisterwerk anzuerkennen und schrieb in seinem Verriss, es handle sich lediglich um „the story of an obnoxious little boy“. Wie dem auch sei, manche Szenen vergisst man nie wieder, auch wenn man Die Blechtrommel nur ein einziges Mal und bereits vor längerer Zeit gesehen hat. Ob die Nazi-Kundgebung auf der Festwiese, die Oskar mit seiner Trommel im wahrsten Sinne des Wortes empfindlich aus dem Takt bringt, der angeschwemmte Pferdekopf mit den Aalen oder die Sache mit dem Brausepulver, die den dafür Verantwortlichen noch vor ein paar Jahren von einem besonders sittenstrengen Richter irgendwo im US-amerikanischen Süden eine Klage wegen Pornographie und Unzucht mit einem Minderjährigen eingebracht hat – der Film hat auch nach 40 Jahren absolut nichts von seiner satirischen Schärfe und seinem mitleidlosen Blick auf spießbürgerliche Doppel-Moral und kriecherisches Mitläufertum verloren.

Und da er in der nun vorliegenden bearbeiteten Version farblich unglaublich plastisch und frisch wirkt, ergeht hiermit eine ausdrückliche Kaufempfehlung.

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