Land: USA, Italien, Israel 2019 Regie: Michael Mayer Mit: Shani Atias, Michael Aloni, Stéfi Celma VÖ: 9.10.2020 Label: Meteor FSK: 16 – Ein Beitrag von Julian Dax:
Ist Michael Mayers Happy Times nun ein Horrorfilm? Ist es eine Gesellschaftssatire? Eine überdrehte Komödie? Ist es gar ein Hybrid aus all diesen Genres? So richtig schlau ist man am Ende nicht.
Einige wohlhabende Israelis, die ihr Domizil in Los Angeles aufgeschlagen haben, treffen sich zum Abendessen in der luxuriösen Villa von Yossi und Sigal, wobei die Atmosphäre von Anfang an etwas angespannt ist. Und sehr bald folgen auch schon erste verbale Scharmützel, in erster Linie provoziert von Michael, einem nicht besonders erfolgreichen Schauspieler, während seine peinlich berührte Freundin versucht zu retten, was im Grunde nicht mehr zu retten ist.
Sehr schnell eskaliert die Situation von Beschimpfungen zu Handgreiflichkeiten, und es dauert nicht lange, bis der erste Tote zu verzeichnen ist, was man allerdings noch als Unfall durchgehen lassen kann. Doch von da an gibt es überhaupt kein Halten mehr, und Gastgeber und Gäste, zu denen auch ein spät eintreffender Rabbi gehört, gehen sich gegenseitig im wahrsten Sinne des Wortes an die Gurgel.
An irgendeinem Punkt im Verlauf der Handlung hat man den Eindruck, der Regisseur habe entdeckt, wie viel Spaß es machen kann, seine Figuren auf möglichst blutige Art und Weise zu beseitigen und sich von dem anfänglich durchaus noch vorhandenen satirischen Grundton zu verabschieden. Doch da all seine Charaktere – mit einer Ausnahme – von Vornherein als absolut unsympathische und unangenehme Zeitgenossen porträtiert bzw. karikiert werden, hat das zur Folge, dass es dem Zuschauer vollkommen gleichgültig ist, wen es als Nächsten erwischt; man kann höchstens Vermutungen anstellen, wer wem wie das Lebenslicht ausbläst. Und das ermüdet trotz der relativ kurzen Laufzeit dann doch relativ schnell.
Eine Frage bleibt allerdings unbeantwortet: Warum ist dieser israelische Film mit israelischen Darstellern und israelischem Originalton eigentlich in den USA angesiedelt? All das könnte sich genauso in Tel Aviv oder Haifa abspielen, denn die Kamera verlässt kein einziges Mal das Haus, und die beiden Polizisten, die in einer Szene auftauchen, verhalten sich so, wie sich Polizisten in solch einer Situation wohl überall verhalten würden.
„Exquisite Unterhaltung für Splatterfans und ein ‚Familienfilm‘ der ganz besonderen Art!“ verspricht der Text auf der Hülle. Na dann…