Land: E/IR/B/F 2017 Regie: Jaume Balagueró
Mit: Elliot Cowan, Franka Potente, Ana Ularu, Christopher Lloyd
Label: Eurovideo VÖ: 18.10.2018 FSK: 16 – Ein Beitrag von Julian Dax:
Erst vor wenigen Wochen lief in Venedig im Rahmen der Filmfestspiele die Neuverfilmung von Dario Argentos Horrorklassiker „Suspiria“. Ein Horrorfilm im Wettbewerb eines renommierten Filmfestivals ist wohl der definitive Beweis dafür, dass Horror nicht mehr ausschließlich in der Schmuddelecke verortet wird; schon gar nicht, wenn der Regisseur Luca Guadagnino heißt, der mit Call Me By Your Name einen für 4 Oscars nominierten Film gedreht hat.
Was das alles mit dem vorliegenden Film Muse – Worte können tödllich sein zu tun hat? Ganz einfach: Wenn es je ein Thema gegeben hat, das für Dario Argento in seiner guten Zeit geradezu prädestiniert war, um es zu verfilmen, dann dieses hier.
Samuel Solomon unterrichtet als anerkannter Literaturprofessor am Trinity College in Dublin. Gleich zu Beginn sieht man, wie er über Dantes „Inferno“ referiert und seinen Studenten die Hausaufgabe erteilt, sie mögen ihre eigenen Ängste und Alpträume literarisch verarbeiten. Doch unmittelbar danach gerät er selbst in einen schrecklichen realen Alptraum; noch vor der Titelsequenz verübt eine Studentin, mit der er eine Affäre hat, praktisch vor seinen Augen Selbstmord, nachdem er ihr vorher versichern musste, er würde sie bis in alle Ewigkeit lieben.
In der Folge wird er vom immergleichen Alptraum heimgesucht, in dem eine Frau in einer Art Ritual von schwarz gekleideten Frauenfiguren auf bestialische Art und Weise getötet wird. Besonders schockierend für ihn ist daher die Nachricht, dass eine Frau auf exakt die gleiche Art getötet worden ist. Heimlich begibt er sich an den Tatort, wo er auf die Stripperin und Gelegenheitsprostituierte Rachel trifft, die unter den gleichen Alpträumen wie er leidet. Zusammen versuchen sie, das Rätsel zu lösen, wobei ihnen sowohl eine Literaturwissenschaftlerin als auch ein verschrobener alter Professor behilflich sind. Offensichtlich sind dunkle Mächte am Werk in Gestalt der sieben Musen, von denen sich alle großen Literaten haben inspirieren lassen…
Mordlüsterne, bösartige Frauen – vielleicht sogar Hexen? Natürlich denkt jeder Kenner der Materie dabei sofort an Dario Argentos sog. „Mütter-Trilogie“, die mit Suspiria furios begann, mit Inferno immer noch ordentlich fortgeführt wurde, um dann allerdings mit großer Verspätung mit Mother Of Tears ein unbefriedigendes Ende zu finden. Insofern wandelt der spanische Regisseur Jaume Balagueró eindeutig auf den Spuren Argentos, ohne freilich dessen Markenzeichen (raffinierte Farbspielereien, explizite Gewaltdarstellungen, Verzicht auf logische Erklärungen) einfach nur zu kopieren. Dafür bemüht er sich um eine stimmige, düstere Atmosphäre, die ihm auch wetgehend gelingt und das Interesse des Zuschauers wenigstens für eine Weile aufrechterhält. Und als wahrhaften Überraschungscoup muss man das Auftauchen sowohl von Franka Potente als auch und vor allem Christopher Lloyd bezeichnen, auch wenn beide Schauspieler nur relativ wenig zu tun haben.
Doch andererseits muss man auch feststellen, dass Balagueró trotz seiner Bemühungen, eine Art literarischen und relativ subtilen Horrorfilm zu erschaffen, ziemlich schnell die Puste ausgeht; so gerät die Handlung immer wirrer und abstruser, schleichen sich Elemente ein, die wie ein Fremdkörper wirken (Stichwort: brutaler Zuhälter) und die literarischen Bezüge und Zusammenhänge werden an keiner Stelle erläutert. So bleibt unterm Strich ein zwar ambitionierter, im Endeffekt jedoch nur wenig überzeugender Versuch, das Horrorgenre wenigstens ein bisschen zu intellektualisieren. Warten wir mal ab, ob Luca Guadagnino in dieser Hinsicht erfolgreicher war…
P.S. Als Ärgernis muss man wieder einmal das Fehlen jeglicher Untertitel bezeichnen!
Details DVD:
Laufzeit: 103 Min.
Bildformat: 2,40:1 (16:9)
Sprache: Deutsch, Englisch
Ton: DD 5.1
Details Blu-ray:
Laufzeit: 108 Min.
Bildformat: 2,40:1 (1080p/24)
Sprache: Deutsch, Englisch
Ton: DTS-HD Master Audio 5.1