Hacksaw Ridge – Die Entscheidung

Land: USA 2016
Regie: Mel Gibson
Mit: Andrew Garfield, Vince Vaughn, Sam Worthington, Teresa Palmer, Hugo Weaving, Luke Bracey, Rachel Griffiths
Label: Universum-Film
Veröffentlichung: 9.6.2017
FSK: 16

Ein Beitrag unseres Kriegsberichterstatters Julian Dax:

© Universum Film

Mel Gibson? Ist das nicht der Typ, der früher mal ein erfolgreicher Actionstar war, bevor er aufgrund von Alkoholismus und Antisemitismus seine Karriere eigenhändig ins Klo runterspülte? Das ist wohl nicht einmal die halbe Wahrheit, denn bereits 1993 führte er erstmals auch Regie (Der Mann ohne Gesicht), erhielt zwei Jahre später für Braveheart gleich zwei Oscars als Regisseur und Produzent und sorgte im Jahre 2004 mit dem kontroversen Die Passion Christi für heftige Diskussionen aufgrund der weit über die Schmerzgrenze hinaus gehenden Gewaltdarstellungen. Nach einer Polizeikontrolle wegen Trunkenheit am Steuer und seinem anschließenden Ausraster inklusive übelster antisemitischer Beschimpfungen wurde es still um Mel Gibson, bevor er mit Hacksaw Ridge im Jahre 2016 seine künstlerische Wiedergeburt feiern konnte.

Basierend auf wahren Ereignissen, erzählt der Film die Geschichte von Desmond Doss, eines jungen Mannes, der sich aus patriotischer Überzeugung für den Kriegsdienst meldet, jedoch aus Glaubensgründen keine Waffe in die Hand nehmen möchte. Von seinen Kameraden verspottet und misshandelt, von Vorgesetzten schikaniert, erstreitet er sich dennoch das ihm von der Verfassung garantierte Recht, als Sanitäter auch ohne Waffe in den Krieg zu ziehen. („Während alle anderen Leben nehmen, werde ich Leben retten. So werde ich unserem Land dienen.“) Schon bald finden sich Doss und seine Kompanie auf der Pazifikinsel Okinawa wieder, wo sie den Befehl erhalten, das schier uneinnehmbare Felsplateau „Hacksaw Ridge“ zu stürmen. Eine der brutalsten Schlachten des Zweiten Weltkrieges beginnt, und Desmond Doss wächst über sich hinaus und leistet wahrhaft Übermenschliches…

Hacksaw Ridge besteht aus zwei Teilen; zunächst einmal sieht man ein vermeintlich idyllisches Amerika, in dem sich jedoch auf privater Ebene deutliche Risse zeigen. Das Oberhaupt der Familie Doss, als Veteran des Ersten Weltkrieges an Leib und Seele gebrochen, ist Alkoholiker und verprügelt selbst aus nichtigen Anlässen Frau und Söhne. In einer Schlüsselszene wird er von Desmond mit der eigenen Pistole bedroht, was zur Folge hat, dass dieser, entsetzt über sich selbst, von da an keine Waffe mehr anrührt. Nach einer relativ kurzen Sequenz im Ausbildungslager wechselt der Schauplatz nach Okinawa, wo die Schlacht um das titelgebende Plateau nahezu die gesamte zweite Hälfte des Filmes einnimmt.
Und die filmische Aufarbeitung dieser Schlacht hat es wirklich in sich! War bisher die Darstellung der Landung in der Normandie in Steven Spielbergs Der Soldat James Ryan der Maßstab dessen, was man auf der Leinwand zeigen kann, um das unvorstellbare Grauen des Krieges zu vermitteln, hat man hier den Eindruck, Gibson habe Spielberg diesbezüglich ganz bewusst noch überbieten wollen, denn er präsentiert Bilder von solch exzessiver Gewalt, dass man immer wieder versucht ist wegzuschauen.

© Universum Film

Im Grunde genommen ist Hacksaw Ridge ein schizophrener Film: einerseits plädiert er für Pazifismus und Menschlichkeit, andererseits suhlt er sich geradezu in Bildern apokalyptischen Grauens, was zwangsläufig einen zwiespältigen Eindruck hinterlässt. Und auch die Haltung der Hauptfigur erscheint auf einmal in einem etwas anderen Licht, denn schließlich ist der entschiedene Waffenverweigerer darauf angewiesen, dass seine Kameraden für ihn die Drecksarbeit machen und die Gegner erledigen. Und wenn ihn Gibson gegen Ende in Zeitlupe auf einer Trage himmelwärts entschweben lässt, kann man guten Gewissens von heroischem Kitsch sprechen.

Natürlich muss man dem Film bescheinigen, dass er eine ungeheuere visuelle Wucht entwickelt und auch sonst in technischer Hinsicht brilliant ist – die beiden Oscars für den Besten Schnitt und den Besten Ton sind absolut verdient – und zudem mit Andrew Garfield in der Hauptrolle einen Schauspieler aufweisen kann, der in jeder Szene überzeugt, ob als schüchterner Liebhaber oder verzweifelter Soldat. Und dennoch erscheint so viel pathetische Heldenverehrung insgesamt eher fragwürdig.


Details DVD:
Laufzeit: ca. 134 Min.
Bildformat: 2,40:1 (16:9 anamorph)
Ton: DD 5.1
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch für Hörgeschädigte
Extras: The Soul of War: Making Hacksaw Ridge, Deleted Scenes

Details Blu-ray:
Laufzeit: ca. 139 Min.
Bildformat: 2,40:1 (1080p/24)
Ton: DTS-HD 5.1 MA
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch für Hörgeschädigte
Extras: Interviews mit Cast & Crew, The Soul of War: Making Hacksaw Ridge, Deleted Scenes

Details 4K Ultra HD + Blu-ray:
Laufzeit: ca. 278 Min.
Bildformat: 2,40:1 (2160p/24), 2,40:1 (1080p/24)
Ton: DTS-HD 5.1 MA
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch für Hörgeschädigte
Extras: (120 Min) Interviews mit Cast & Crew, The Soul of War: Making Hacksaw Ridge, Deleted Scenes

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