Kinotechnik: Interlock

Interlock war (ich verwende hier bewusst die Vergangenheitsform, obwohl es sicher noch viele einsatzbereite Systeme gibt) ein Projektionssystem in den analogen Kinos, bei dem mehrere Kinosäle mit nur einer 35 mm-Filmkopie bespielt werden konnten.
Da der Filmstreifen zwischen den Projektoren in teilweise anderen Vorführräumen eine gewisse Strecke zurücklegen musste, liefen die Filme immer mit einem konstanten zeitlichen Versatz in den einzelnen Sälen.

Die Filmkopie wird vom oberen Teller abgewickelt…


Das Interlock-Prinzip: Die Kopie wurde vom Filmteller abgewickelt, über Umlenk- und Spannrollen durch den ersten Filmprojektor geführt, über weitere Rollen zum zweiten (und ggf. dritten etc…) Projektor geleitet und anschließend zu einem Filmteller zum Aufwickeln zurückgeführt.

… und über Umlenkrollen zum Projektor des nächsten Kinos geführt …

Die einzelnen Filmprojektoren verfügten dabei über Synchronmotoren, so dass ein gleichmäßiger Lauf gewährleistet war. Als Ausgleich für kleine Schwankungen wurden sog. Ausgleichs-Galgen installiert. Es gab auch Systeme, die sich über die Frequenz der Versorgungsspannung der Projektoren synchronisierten.

Ein Vorteil von Interlock war, dass ein Großkino nur eine 35 mm-Kopie eines Erfolgsfilms brauchte, um mehrere Säle zu bespielen.
Ein Nachteil dieses Systems ist, dass – wenn einer der Projektoren während einer Vorstellung ausfällt – alle weiteren Projektoren, die sich im Interlock-Betrieb befinden, ebenfalls nicht benutzt werden können.

Bei unserem CinemaxX in Heilbronn konnten z.B. die Säle 2 und 3 sowie die Säle 4 bis 6 mit je einer Kopie bespielt werden:

Auf diesem Film kann man gut sehen, welch extrem lange Strecken – auch durch ein Treppenhaus – manch eine 35 mm-Kopie zurücklegen musste:

Bei Position 1:00 Min, sieht man einen Ausgleichsgalgen…

Hier ein kleines Filmchen, das ein Kollege im CinemaxX Heilbronn gemacht hat:

© Michael Schreiber

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4 Antworten zu Kinotechnik: Interlock

  1. Laura Palmer schreibt:

    Unglaublich, sowas hätte ich nie gedacht, als in unserem Kino „Harry Potter…“ gleich in mehreren Sälen lief…

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  2. gabelingeber schreibt:

    Danke für den Interessanten Beitrag – das „Streckennetz“ des Films ist ja irre!
    Eine Frage stellt sich mir aber beim Betrachten: Lohnt es sich, denselben Film in gleich mehreren Sälen gleichzeitig zu spielen? Gibt es viele Filme, die gleichzeitig und am selben Ort gleich drei Säle füllen?

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  3. Liegeradler schreibt:

    Noch ein kleiner Nachtrag in Form eines Videos, das ein Kollege im CinemaxX Heilbronn gedreht hat: So wird die Kopie beim Interlock eingefädelt…

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