„I want you to die, Mr. Bond“ – Mission Impossible???

James Bond oder Ethan Hunt – wer ist der bessere Agent auf der Kinoleinwand?
Ein persönlicher Kommentar unseres langjährigen Actionfilm-Spezialisten Julian Dax:

© SONY

© 2015 Paramount Pictures

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Welcher Bond Fan der ersten Stunde erinnert sich nicht an folgende Szene? In Goldfinger, dem dritten Film der Reihe, liegt Bond gefesselt auf einem Labortisch, während ein Laserstrahl seinen Genitalien immer näher rückt. „Do you want me to talk?“ fragt ein sichtlich nervöser Bond. „I want you to die, Mr. Bond“ lautet die unmissverständliche Antwort seines Feindes.

Auch in Spectre, dem nunmehr 24. Film der Reihe, wird Bond gefoltert. Diesmal jedoch hat es sein Widersacher auf Bonds Gehirn abgesehen, in das eine lange, spitze Nadel eingeführt werden soll. Und welcher Spruch fällt dem Bösewicht diesmal ein? „Cuckoo, Mr. Bond!“

Und spätestens hier wünschte ich mir tatsächlich einen mehr oder weniger gnädigen Tod für den 007-Agenten. Zugegeben, die  Einleitungssequenz ist spektakulär, doch die Misere beginnt bereits beim Vorspann. Einen langweiligeren und unpassenderen Song als „Writing´s On The Wall“ kann man sich kaum vorstellen, und auch Sam Smith´s Falsettgesang (Falsettgesang in einem Bond-Film, also bitte!!!) stimmt einen nicht gerade fröhlich. Inzwischen befinden wir uns in Rom, wo man Zeuge wird eines zirka dreiminütigen, völlig verschenkten Auftritts der wirklich tollen Monica Bellucci sowie einer der langweiligsten Autoverfolgungsjagden in der Filmgeschichte, die damit endet, dass Bond seinen superteuren Aston Martin unnötiger Weise im Tiber versenkt.

Da es schon eine ganze Weile nichts im Schnee gab in einem Bond-Film, geht es weiter in die österreichischen Alpen, mitsamt einer weiteren unsinnigen Verfolgungsjagd (Flugzeug gegen drei SUV). Und die eigentliche Handlung? Hmm…, welche Handlung? Bond jagt die titelgebende Verbrecherorganisation, die  –  ACHTUNG  SPOILER  !!!  –  von seinem Stiefbruder (??!!) –  ein völlig unbeteiligter Christoph Waltz  –  angeführt wird. Das war´s auch schon. Ach ja, es gibt noch eine Schlägerei in einem Zug, bei der man wiederum wehmütig an vergangene  –  bessere!  –  Zeiten denkt, in diesem Fall an Liebesgrüße aus Moskau und eine ziemlich fade Blondine, mit der Bond am Ende entschwindet.

Offensichtlich hat Daniel Craig gemerkt, welch ein langweiliger Murks hier entstanden ist, sonst hätte er wohl nicht auf die Frage eines Journalisten, ob er die Figur weiter spielen wolle, geantwortet: „I´d rather slit my wrists.“ (= „Lieber würde ich mir die Pulsadern aufschneiden.“)

Welch einen wohltätigen Kontrast bietet dagegen Mission Impossible: Rogue Nation, der fünfte Film der Reihe! Auch dieser Film beginnt mit einer furiosen Eröffnungsszene, nur dass darauf kein lahmer Song folgt, sondern das nach wie vor elektrisierende Thema von Lalo Schifrin. Und dann folgt eine haarsträubend spannende Sequenz nach der anderen, und das ohne jeglichen Leerlauf. Allein der Attentatsversuch in der Wiener Oper ist perfekt inszeniert und geschnitten, denn Regisseur Christopher McQuarrie ist kein Freund hektischer Montagen, bei denen man als Zuschauer nicht mehr nachvollziehen kann, was genau abläuft; bei aller Rasanz vermeidet er doch jegliche Hektik. Und bei der Verfolgungsjagd in Casablanca kommt man sogar als Zuschauer ins Schwitzen. Hinzu kommen noch eine absolut umwerfende Rebecca Ferguson als undurchsichtige Agentin Ilsa Faust und ein eindrucksvoll fitter Tom Cruise, der augenscheinlich einen Großteil der Stunts wieder einmal selbst absolviert hat.

Verblüffender Weise ähneln sich beide Filme in Bezug auf ihre Handlung, doch muss sich Ethan Hunt nicht mit einem komatösen Superschurken herumschlagen, sondern mit einem echten Widerling mit Fistelstimme (Sean Harris).
Und das Beste? Die Macher von Mission Impossible: Rogue Nation vergessen keine Sekunde, dass sie einen Unterhaltungsfilm drehen und keine aufgeblasene, sich selbst viel zu wichtig nehmende Familientragödie, die nicht einen Funken Humor hat.

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2 Antworten zu „I want you to die, Mr. Bond“ – Mission Impossible???

  1. Wells schreibt:

    Bravo Julian, Du sprichst mir aus der Seele. Auch ich fand die Mission spannender und besser als den Bond. Wobei in Rom ein Gebäude aus Mission, dass in London steht verwendet wurde. Aber das haben sicher nur wenige mitbekommen!

    Gefällt 2 Personen

  2. celluloidbuff schreibt:

    Bin da zum Teil mit an Bord. Ich fand MI5 auch besser, konnte dem Bond aber offensichtlich mehr abgewinnen als der Autor. Ich hatte vor allem den Eindruck, als hätte 007 sich tatsächlich etwas beim jüngeren „Nachfolger-Franchise“ abgeguckt (und das meiner Meinung nach gar nicht schlecht hinbekommen).

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